London/Berlin – Eine unmoralische Scheich-Offerte für Youssoufa Moukoko? 25 Millionen Euro für einen gewissen Kevin Schade? Und was macht Hoffenheims Georginio Rutter? Kaum eine Transferperiode vergeht, ohne dass sogar Mittelklasse-Clubs der englischen Premier League eifrig mit den Geldbündeln wedeln und Bundesliga-Profis dem Ruf folgen. Die deutschen Vereine haben oft keine andere Wahl, als die Angebote aus England anzunehmen.
Wie Max Eberl, RB Leipzigs Sport-Geschäftsführer, jüngst im Sky-Interview sagte, sei die Situation „noch einmal krasser geworden, weil sich die Rahmenbedingungen verändert haben.“ Obwohl die Einflüsse der Corona-Pandemie hier und da noch zu spüren seien, würden „horrende Summe gezahlt“, so Eberl: „Weniger in Deutschland, mehr in der Premier League. Mit diesen Einschlägen musst du immer wieder rechnen. Eine Transferperiode ist wie Monopoly.“
Und dort konnten sich lange nur Clubs vom Kaliber eines FC Chelsea oder FC Liverpool die Schlossallee leisten, aber die Zeiten haben sich geändert. Durch die saudische Übernahme hat Newcastle United nun genügend Mittel, um in den Poker um Nationalstürmer Moukoko einzusteigen, wie der „Evening Standard“ berichtet. Angeblich soll Newcastle dem 18-Jährigen, dessen Vertrag bei Borussia Dortmund im Sommer ausläuft, neun Millionen Euro Gehalt bieten. Sport1 schrieb zudem von einem Handgeld über 30 Millionen.
Und auch die kleineren Clubs haben in der Regel mehr Geld auf der hohen Kante als ihre deutschen Gegenstücke. Das jüngste Beispiel ist der Fall Kevin Schade, den der FC Brentford, Tabellenneunter in England, zunächst vom Bundesliga-Zweiten (!) SC Freiburg ausgeliehen hat und im Sommer wohl für 25 Millionen Euro verpflichtet. Gleichzeitig bahnt sich ein 30-Millionen-Transfer von Hoffenheims Rutter zu Leeds United an.
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen macht deutlich, dass deutsche und englische Clubs in zwei verschiedenen Welten wandeln. Die ungleichen Verhältnisse sind unterdessen nicht neu, denn die finanzielle Ausstattung ist eine völlig andere. Alleine aus der Auslandsvermarktung der TV-Rechte kassiert die Premier League zwei Milliarden Euro, während die Deutsche Fußball Liga (DFL) 190 Millionen Euro dafür veranschlagt.
In der Wintertransferphase, die noch bis zum 31. Januar läuft, gaben die 20 Premier-League-Vereine laut transfermarkt.de 144,3 Millionen Euro aus, wobei die Bundesliga bislang zusammengerechnet gerade einmal auf 4,7 Millionen Euro kommt. Der Geldfluss auf der Insel will scheinbar nicht versiegen, denn schon im vergangenen Sommer standen 2,25 englischen Milliarden rund 487 deutsche Millionen gegenüber.
Die „Big Spender“ waren im Winter trotzdem vor allem die üblichen Verdächtigen. Beispielsweise machte Chelsea schon 63 Millionen Euro für neue Spieler locker und leiht jetzt auch noch Portugals Nationalspieler Joao Felix für geschlagene elf Millionen Euro von Atletico Madrid aus – Felix kommt für ein halbes Jahr. Auch der Transfer des niederländischen WM-Shootingstars Cody Gakpo, den Liverpool für 42 Millionen Euro von PSV Eindhoven holte, hatte für Aufsehen gesorgt. Und da ist aus England sicherlich noch mehr zu erwarten. sid