Zur Not bis 2040

von Redaktion

Kimmich nimmt WM-Enttäuschung mit Humor: „Spiele, bis ich 45 bin“ – große Ziele mit Bayern

VON PHILIPP KESSLER

Doha – Joshua Kimmich kann wieder lachen. Als der Bayern-Star gestern den Pressekonferenzraum im „Al-Aziziyah Boutique Hotel“ betrat, grinste er über beide Ohren. Rund sechs Wochen nach dem blamablen WM-Aus in Katar war von der befürchteten Turnierdepression nichts zu merken.

„Die Aussagen nach dem Ausscheiden waren natürlich sehr emotional, weil einem so etwas nahegeht. Das ist etwas, was man nicht einfach vergessen und abhaken kann“, sagte der Mittelfeldspieler. In „ein Loch“ allerdings sei er „ehrlicherweise nicht gefallen, das ist meinen drei Kindern geschuldet. Man denkt trotzdem viel nach, aber eben nicht ganz so viel, weil man gewisse Aufgaben zuhause hat.“ Nach der Weltmeisterschaft hat Kimmich mit seiner Familie Kraft auf den Malediven und in Kitzbühel getankt. Dabei spielte er auch in der fußballfreien Zeit Tennis und Padel-Tennis. Zudem absolvierte er die vom Verein vorgegebenen Läufe. „Die Motivation, wieder hier zu sein, ist riesig. Der Urlaub war sehr lange, vielleicht zu lange. Ich bin froh, dass es wieder losgeht“, betonte der 27-Jährige.

Das Programm des Trainingslagers, das heute zu Ende geht, ist knackig. Bis zu dreimal täglich bittet Coach Julian Nagelsmann (35) auf den Rasen. Um 7.30 Uhr stehen teilweise Morgenläufe an, vormittags gibt es meist Krafteinheiten auf dem Platz und am Nachmittag stehen verschiedene Spielformen auf dem Plan. Einige Stars mussten aus Gründen der Belastungssteuerung bereits Einheiten auslassen. Kimmich wiederum könnte gefühlt immer weiter laufen. Der Super-Sechser brennt. Im Training treibt er seine Kollegen lautstark an, bei misslungenen Aktionen seinerseits kritisiert er sich selbst. Trifft er, jubelt er lautstark.

Nach der Nachmittagseinheit am Dienstag absolvierte er mit Kumpel Serge Gnabry (26) und Jamal Musiala (19) ein extra Torschusstraining. „Es macht einfach Bock, noch länger auf dem Platz zu stehen und Torschüsse zu machen. Es gibt fast nichts Schöneres im Fußball. Generell habe ich sehr viel Lust auf Fußball“, so Kimmich, der sich in Sachen Torgefahr weiter verbessern will.

Mit Bayern möchte Kimmich in der Rückrunde angreifen. Für die großen Ziele suchen die Bosse nach der Verletzung von Manuel Neuer (36) einen neuen Torhüter. Der Poker mit Gladbach um Wunschkandidat Yann Sommer (34) zieht sich allerdings. Zwar haben die Bayern Vertrauen in Ersatzkeeper Sven Ulreich (34). „Trotzdem ist es keine Frage, dass wir noch einen Torhüter brauchen“, stellte Kimmich klar.

Auch der Neustart mit der Natonalmannschaft soll gelingen. Dabei brauche es mehr Selbstverständnis, das man sich wie Italien vor der EM 2021 oder nun Weltmeister Argentinien lange vor einem Turnier erarbeiten müsse. Kimmich: „So etwas müssen wir anstreben, wir dürfen nicht erst damit beginnen, wenn das nächste Turnier beginnt, sondern schon im März. Wir müssen versuchen, Selbstvertrauen und Selbstverständnis zu erarbeiten.“ Spielorte und Gegner für die ersten Länderspiele des Jahres zwischen dem 22. und 28. März stehen noch nicht fest.

Die Frage, ob er noch an bessere, erfolgreichere Zeiten mit der Nationalmannschaft glaube, konterte er schlagfertig: „Ich muss einfach spielen bis ich 45 bin.“ Dann lachte er wieder.

Artikel 3 von 11