Ruhpolding – Die deutschen Frauen waren eigentlich gewarnt. Davor, welcher Lärm in der Chiemgau Arena entfacht wird, wenn es deutsche Treffer am Schießstand gibt – denn die Männer waren ja schon am Vortag dran gewesen. „David Zobel hat mir gesagt: ,Pass auf. Das wird echt laut, du meinst , die stehen hinter dir’“, erzählte Vanessa Voigt. Sie wurde im Einzel am Donnerstag über die 15 Kilometer mit einem Fehler Elfte und beste Deutsche.
Beim Sieg der fehlerlosen Italienerin Lisa Vittozzi vor den Französinnen Lou Jeanmonnot (0 Fehler/+39 Sekunden) und der Gesamtweltcup-Führenden Julia Simon (1/+ 45,2) erwischte es früher oder später alle DSV-Skijägerinnen mit Fehlern am Schießstand. Denise Herrmann-Wick schoss dreimal daneben, am Ende landete sie auf dem 15. Platz. Dass sie trotz der drei Strafminuten nur 2.43,8 Minuten Rückstand hatte, zeigt die erneut starke Laufleistung der 34-Jährigen.
Die Fehler lagen auch bei ihr nicht an der Lautstärke. „Das Mitgrölen kann ich ganz gut ausblenden“, sagte sie. Stattdessen machte sie sich über eine andere Sache Gedanken, wie sie verriet: „Im Einzel will man es übergenau machen, weil man weiß, dass man treffen muss.“ Anders als in den übrigen Wettbewerben eine Strafrunde gibt es bei der längsten Distanz im Weltcup eine Strafminute. „Da gehen der Rhythmus und die Lockerheit dann doch mal verloren“, führt sie aus. Ihr knappes Fazit: „Drei Fehler sind zwei zu viel.“
Zumindest einen Fehler weniger produzierten Janina Hettich-Walz und Juliane Frühwirt, die 26. und 35. wurden. Genauso oft wie Herrmann-Wick verfehlten die gebürtige Traunsteinerin Sophia Schneider und die Kiefersfeldenerin Anna Weidel die Scheiben. Die Bayerinnen wurden 33. und 37. „Dafür, wie ich es erwartet habe, ging es läuferisch ganz gut“, urteilte die etwas erkältete Weidel. Schneider äußerte sich ähnlich: „Ich bin so mittel zufrieden.“ Sie ging in ihrem Fazit auch auf die bisherige Saison ein. „Manchmal ist es nicht so einfach, dass man damit zufrieden ist. Vor allem nach den guten Ergebnissen zu Beginn in Kontiolahti wollte man gleich mehr“, sagte sie. „Aber das ist hier die Weltspitze, da darf man sich keine Fehler erlauben und muss auch mal mit mittelmäßigen Ergebnissen zufrieden sein.“
Eine gute Nachricht für Weidel und Schneider: Durch ihre Ergebnisse haben sie sich unter den besten 25 des Weltcups gehalten und sind neben Herrmann-Wick und Voigt startberechtigt für den Massenstart am Sonntag. Dass dürfte auch Cheftrainer Kristian Mehringer freuen, der das Ergebnis wie seine Schützlinge sah: „Natürlich wollen sie am liebsten in Richtung Podium. Sie dürfen sich aber nicht so einen Druck machen – es ist nicht leicht.“ Er habe das Gefühl, dass es „wieder ein bisschen nach vorne geht.“
Für Mehringer gab es noch einen Grund zur Freude: Der deutsche Mannschaftsarzt Bernd Wolfarth äußerte sich am Donnerstag optimistisch zu Franziska Preuß. Dass die 28-Jährige, die erneut mit den Folgen eines Infekts kämpft, rechtzeitig zur WM in Oberhof fit werde, „wird von Tag zu Tag klarer“.
Am Mittwoch hat Preuß wieder mit dem individuellen Training begonnen. Ein Einsatz in der Staffel am Samstag (14.15, ARD/Eurosport) kommt freilich noch zu früh. Am Freitag sind die Männer in der Staffel dran (14.00, ARD/Eurosport).