Keine „dumme“ Titeljagd

von Redaktion

Zverevs Ziel in Australien: Zu alter Form finden, damit 2023 sein Jahr wird

Melbourne – Den ersten großen Namen hat Alexander Zverev bei den Australian Open schon mal besiegt. Bei einem Show-Training schlug der Tennis-Olympiasieger am Donnerstag im Melbourne Park mit Basketball-Ikone Dirk Nowitzki ein paar Filzbälle übers Netz – wenig überraschend mit klaren Vorteilen für Zverev. „Und, kannst du?“, hatte der Hamburger seinen prominenten Trainingspartner vorher an der Seitenlinie gefragt. Nowitzki, der in der Jugend unterfränkischer Tennis-Meister war, antwortete: „Also, wenn du genau zu mir hinspielst . . .“

Wichtiger als das PR-Training mit Nowitzki waren für Zverev aber das hochintensive Trainingsspiel kurz zuvor unter strahlender Nachmittagssonne gegen seinen Kumpel Dominic Thiem – und natürlich die zeitgleiche Auslosung. Die bescherte Zverev für das Comeback auf der Grand-Slam-Bühne den Qualifikanten Juan Pablo Varillas als Erstrundengegner (siehe auch rechts). So weit, so gut. Dass danach in Melbourne deutlich stärkere Kontrahenten warten und im Halbfinale ein Duell mit Titelfavorit Novak Djokovic möglich wäre, dürfte Zverev aktuell kaum beschäftigen. Nach langer Verletzungspause denkt er von Spiel zu Spiel.

„Für mich geht es darum, wieder zu meiner gewohnten Form zurückzukommen“, hatte der 25-Jährige kürzlich über sein Hauptziel beim Hartplatz-Turnier gesagt. Seine große Sehnsucht nach dem ersten Grand-Slam-Triumph? Bleibt vorerst wohl ungestillt. Es sei laut Zverev „unrealistisch“ und sogar „ziemlich dumm“, jetzt den Titel von ihm zu erwarten. Nach seinen jüngsten Leistungen hat ihn ohnehin kaum jemand als Sieganwärter auf der Rechnung.

Dass sich Zverev vier Tage vor Turnierstart ausgerechnet mit Thiem ein Trainingsmatch lieferte, ist fast schon symbolträchtig. Der Österreicher sucht nach einer langen Verletzungspause seit Monaten vergeblich nach seiner Topform, in Melbourne darf der US-Open-Gewinner von 2020 nur dank einer Wildcard im Hauptfeld starten. Zverevs Zwangspause war mit sieben Monaten zwar nur halb so lang und das Abrutschen auf Weltranglistenplatz 13 auch längst nicht so dramatisch wie bei Thiem. Doch der Deutsche kämpft mit den gleichen Problemen: fehlender Spielrhythmus und mangelnde Spielfitness. Das war bei den jüngsten Niederlagen beim United Cup in Sydney gegen den Tschechen Jiri Lehecka und Taylor Fritz aus den USA zu erkennen.

Physisch sei er „noch nicht auf dem Niveau, auf dem ich sein muss“, gab Zverev kurz vor dem Jahreswechsel zu: „Ich werde viel schneller müde als vorher. Ich bin nicht so schnell, wie ich es wahrscheinlich war.“ Fritz drückte es recht uncharmant so aus: Zverev sei „ein bisschen eingerostet“ gewesen.

Die jüngsten Rückschläge lässt sich der Australian-Open-Halbfinalist von 2020 in den ersten Tagen im Melbourne Park aber nicht anmerken, auch beim Benefiz-Event zugunsten der vom Krieg geplagten Ukraine verbreitete er gute Laune. „Er macht hier einen sehr guten, sehr gelösten Eindruck“, sagte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann. Vom Titeldruck befreit tritt Zverev fokussiert, aber locker auf.  dpa

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