Der richtige Zeitpunkt

Brady muss es einsehen

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Es ist ein Stück weit verständlich, dass es Football-Star Tom Brady schwerfällt, loszulassen. Er, der sieben Mal den Super Bowl gewonnen hat und dabei fünfmal zum MVP – dem herausragenden Finalspieler – gekürt wurde. Und dennoch muss Brady nach dieser Saison und dem frühen Aus in den NFL-Playoffs einsehen, dass die Zeichen der Zeit auch an ihm nicht vorbeigehen.

Natürlich kann er als Quarterback nach wie vor enge Duelle entscheiden. Und wie groß das Interesse an seiner Person noch ist, hat nicht zuletzt der NFL-Gastauftritt in München gezeigt. Aber das sportliche Aushängeschild ist der Mann, der mit seinen Pässen in seiner langen Karriere mehr als 100 000 Yards (91 400 Meter) überwunden hat, nicht mehr. Das hat das Duell mit den Dallas Cowboys schmerzlich vor Augen geführt. Aber, wer will ihm einen Vorwurf machen? Brady ist 45 Jahre (!) alt. Viele Normalsterbliche wären froh, in diesem Alter überhaupt noch (Spitzen-)Sport betreiben zu können.

Dass es irgendwann nicht mehr so geht, wie man möchte, musste auch Tennis-Primus Roger Federer erfahren. Der 41-Jährige ist im vergangenen Jahr zurückgetreten und hatte damit gerade noch die Kurve gekriegt. Vorangegangen waren mehrere zähe Versuche, es doch noch einmal ganz nach oben zu schaffen. Skispringer Noriaki Kasai, Gewinner diverser Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, hat den Absprung hingegen verpasst. Der mittlerweile 50-jährige Japaner flog bei seinem jüngsten Comeback im zweitklassigen Continental Cup weit hinterher.

Wer die früheren Großtaten vor Augen hat, dem fällt es meist schwer, die ehemaligen Helden so straucheln zu sehen. Eine kleine positive Ausnahme bildet Andy Murray (35). Der Brite, Wimbledon-Champion und Olympiasieger, ist trotz künstlicher Hüfte auf die Tennis-Tour zurückgekehrt. Er weiß – im Gegensatz zu Brady –, dass er die Konstanz früherer Tage nicht mehr erreichen kann und dennoch begeistert er Woche für Woche mit seinem Kampfgeist. So auch gestern beim epischen Erstrundensieg bei den Australian Open.

Didier Cuche kann sich bei dem Thema nur auf die Schulter klopfen. Am 21. Januar 2012 gewann der Schweizer in Kitzbühel eine der schwersten Abfahrten des Ski-Zirkus. Rund zwei Monate später fuhr er mit 37 Jahren sein letztes Rennen. Alles richtig gemacht.

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