„Einen wie Knorr haben wir lange gesucht“

von Redaktion

Ex-Weltmeister Klein über den DHB-Spielmacher und die Chancen in der Hauptrunde

München – Dominik Klein (39) ist nicht nur Weltmeister von 2007, sondern hat auch viele Jahre unter Bundestrainer Alfred Gislason in Kiel gespielt und mit ihm in der Spielzeit 2011/12 die perfekte Liga-Saison (68:0-Punkte) geschafft. Wir haben mit dem ARD-Experten vor der Hauptrunde gesprochen.

Dominik, alle loben Juri Knorr. Sie auch?

Definitiv. Wir haben in ihm den Spielmacher, den wir in den vergangenen Jahren verzweifelt gesucht haben. Er lenkt das deutsche Offensivspiel, von ihm gehen alle Aktionen aus.

Können Sie das genauer erklären?

Juris Art zu spielen, ist durch seine Zeit in Barcelona, wo er 2018 und 2019 bis ausgebildet wurde, spanisch angehaucht. Das bedeutet, dass viel von der Mittelposition aus gesteuert wird. Sein erster Blick geht immer in die Richtung von Johannes Golla oder Jannik Kohlbacher. Wenn ein Pass möglich ist, spielt er ihn. Wenn er nicht mit dem Kreis arbeiten kann, wird weitergespielt. Juri macht das mit seinen erst 21 Jahren sehr gut und er hat wohl von seinem Vater Thomas, der ihn auch lange trainiert hat, gute Gene mitbekommen.

Es wird also vorher gar kein Spielzug mehr angesagt?

Manchmal schon, aber nicht immer. Juri hat die Freiheit, sich auf dieses Zwei-gegen-zwei-Spiel einzulassen und abzuwarten, was sich entwickelt.

Taktisch auffällig ist, dass Deutschlands Außenspieler zum Auftakt im Angriff oft zur Mitte einlaufen und dann wieder auf ihre Position zurückkehren. Was hat es damit auf sich?

Es geht darum, die Abwehr auseinanderzuziehen. Der internationale Handball ist noch mal ein Stück schneller geworden, jeder will möglichst viele Eins-gegen-eins-Situationen provozieren. Im DHB-Team können das dann durchsetzungsstarke Spieler wie vor allem Philipp Weber und Julius Köster nutzen.

Der Traum vom Viertelfinale lebt. Was ist drin in der Hauptrunde?

Das erste Spiel gegen Argentinien muss Deutschland gewinnen. Danach wartet mit den Niederlanden eine Mannschaft, deren wuseliger Spielmacher Luc Steins für ihren unglaublichen schnellen Spielstil steht. Auch im Rückraum kommen einige Raketen auf den DHB zu, das hat das Spiel am Dienstag gegen Norwegen gezeigt, dass sie als vermeintlicher Außenseiter ja nur knapp verloren haben. Aber: Alfred Gislason wird sich etwas überlegen und es muss und darf der deutsche Anspruch sein, dass man dieses Spiel gewinnt. Und wenn sich die Mannschaft weiter so entwickelt wie bisher, dann begegnet sie Norwegen im abschließenden Hauptrundenspiel auf Augenhöhe. Denn, auch das hat der Dienstag gezeigt, die Norweger sind verwundbar.

Haben Sie auch schon einen Weltmeistertipp?

(lacht). Jetzt schon? Sprechen wir besser nächste Woche noch einmal.

Interview: Mathias Müller

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