Lyon – Söhnchen Ragnar drückt Sara Björk Gunnarsdottir fest an sich, als sie von ihrem aufreibenden Kampf um Gerechtigkeit und Geld erzählt. „Diese Geschichte“, sagt Islands Rekordnationalspielerin nach Monaten voller Ängste während ihrer Schwangerschaft, „ist größer als ich“. Es ist eine, die die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen im Fußball in den Fokus rückt.
2021 war der damals schwangeren Gunnarsdottir von Olympique Lyon das Gehalt gekürzt worden. Nun aber entschied das Tribunal des Weltverbandes FIFA, der französische Champions-League-Sieger, sportlich eines der Aushängeschilder bei den Frauen, müsse ihr rund 82 000 Euro nachzahlen.
Lyon kann zwar noch gegen das Urteil vorgehen, dennoch sei dies „ein Weckruf“, sagt Gunnarsdottir (32), die inzwischen bei Juventus Turin spielt. Nun, am Ende einer langen Leidenszeit, wolle sie sicherstellen, „dass niemand jemals wieder das durchmachen muss“. Auch US-Ikone Megan Rapinoe bezeichnete das Verhalten der Lyon-Verantwortlichen als „absolut beschämend“.
Rückblick: 2020 war Gunnarsdottir vom VfL Wolfsburg nach Frankreich gewechselt – und wurde ein Jahr später schwanger, als erste Spielerin der OL-Geschichte. Zuerst sei sie mit ihrem Partner Arni glücklich gewesen, „aber dann hat mich die Realität eingeholt“, schreibt sie in einem Brief für das Portal The Players’ Tribune. Darin berichtet sie von der Angst, ihre Mitspielerinnen im Stich zu lassen, aber auch von Drohungen des Vereins und Rücktrittsgedanken. Als sie sich auf den Weg in die Heimat gemacht habe, um während der Schwangerschaft bei der Familie zu sein, sei auf dem Gehaltsscheck nur noch ein kleiner Prozentsatz der Sozialversicherung aufgeführt worden. Lyon soll sich auf französisches Recht berufen haben.
Sie habe sich aufgrund all der Vorkommnisse „verwirrt, gestresst und betrogen“ gefühlt. Man habe ihr auch nach der Rückkehr „immer das Gefühl gegeben, dass es etwas Negatives ist, dass ich ein Baby habe“, sagte Gunnarsdottir. Erst mit der Unterstützung der Spielergewerkschaft FIFPro ging sie gegen Lyon vor. Dass die FIFA, die jüngst unter anderem Regeln zum „Schutz während der Schwangerschaft“ verabschiedet hat, ihr Recht gebe, sei „wie eine Garantie für die finanzielle Sicherheit aller Spielerinnen, die während ihrer Karriere ein Kind bekommen wollen“, sagt Gunnarsdottir. Denn: „Wir haben etwas Besseres verdient.“ sid