Istanbul – Sie haben auch in Istanbul schon in den Abgrund geblickt, die Basketballer des FC Bayern. Doch mit einem bärenstarken Schlussviertel haben sie beim Euroleague-Titelverteidiger Anadolu Efes eine eindrucksvolle Reaktion auf die fürchterliche Niederlage in Ludwigsburg gezeigt. Am Ende stand ein 89:81 (36:40) und mit ihm die Botschaft: „Jawohl, wir leben noch!“ Und Trainer Andrea Trinchieri wusste nach getaner Arbeit schnell, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Du brauchst an solchen Abenden jemanden, der dir den Weg zeigt.. Meistens ist das ein Veteran“, sagte der Italiener, „und wir haben diesen Veteran mit Othello Hunter gehabt.“
16 Punkte waren Trinchieris Münchner im dritten Viertel ins Hintertreffen geraten (43:59). Doch dann marschierte Hunter. Der 36-Jährige traf mal von der Dreierlinie (3/4), mal krachend aus der Luft – 18 Punkte standen für ihn im zunehmend erkaltenden Hexenkessel Sinan Erdem Arena am Ende zu Buche. Keiner traf besser, auch deshalb kürte die Euroleague Hunter zum Man of the Match.
Und die Gala des Oldies machte tatsächlich Mut. „Bei den anderen werden die Hände dann leichter“, sagte Trinchieri. In der Tat: Vier weitere Akteure trafen am Ende zweistellig. Darunter auch der, seit langem so überspielt wirkende Ognjen Jaramaz. Auch der Serbe (10 Punkte) versenkte im Schlussspurt zwei Dreier.
Und was fast noch höher einzuschätzen ist: Die Bayern ließen sich auch von der wütenden Istanbuler Offensiv-Power um Shane Larkin, Vasile Micic, Will Clyburn & Co nicht weiter aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil, vor allem im Schlussabschnitt hatte man die Starriege der Türken bestens im Griff. Meister-Coach Ergin Ataman war davon schwer bedient. „Wir haben aufgehört zu spielen, sie haben den Sieg verdient“, sagte er und entschwand in der Istanbuler Nacht. Bei Hunter klang das natürlich anders. „Wir haben den Glauben nie verloren“, sagte er, „ein tolles Spiel.“
Über das sich die Bayern freilich nicht lange freuen dürfen – schon am Sonntag (18 Uhr) müssen sie in Bamberg wieder ran. Vielleicht dann ja auch mit DJ Seeley – der Zugang blieb in Istanbul noch außen vor. rp