Die Liga dankt Leipzig

von Redaktion

1:1 zum Start: Choupo-Motings Treffer reicht Bayern im Topspiel bei RB nicht

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Die normale Geschichte dieses Spiels hätte von Julian Nagelsmanns richtigem Riecher gehandelt, und – na klar – von Eric Maxim Choupo-Moting. Denn immerhin hatte der Kameruner den FC Bayern gestern Abend beim Wiederanpfiff der Bundesliga gegen RB Leipzig in Führung gebracht. Es sah mal wieder so aus, als sei der Treffer des Stürmers der Beginn des elften Serien-Pflichtspielsiegs der Bayern – dann aber kam Marcel Halstenberg (52.) und brachte Fußball-Deutschland zumindest ein wenig Hoffnung auf Spannung. Die Geschichte dieses Spiels, des sehenswerten 1:1 (0:1), lautete also dann: Die Bayern sind doch ein wenig verwundbar.

Von WM-Blues allerdings war kaum etwas zu spüren, das Topspiel hatte seinen Namen verdient. Allerdings musste der Tabellenführer, der nach dem Remis sechs Punkte vor Leipzig bleibt, am eigenen Leib erfahren, warum RB zuhause in dieser Saison noch ungeschlagen ist. Die Führung der Gäste war zur Halbzeit verdient, das Team von Marco Rose aber gab sich nicht auf. Das erste Remis der Bayern seit dem 2:2 in Dortmund im November wurmte den Serien-Meister. Es ging am Ende aber in Ordnung.

69 Tage lang hatte Nagelsmanns Team kein Pflichtspiel bestritten – und mit der Aufstellung spannte er seine Anhänger noch ein bisschen länger auf die Folter. Nicht wie üblich eine Stunde vor Anpfiff, sondern deutlich später wurde die erste Elf publik, große Überraschungen aber gab es nicht. Neu-Torhüter Yann Sommer debütierte am Tag nach seiner Verpflichtung – und sagte hinterher: „Es hat noch nicht zu 100 Prozent funktioniert, was die Abläufe angeht. Aber den Punkt nehmen wir mit.“ Thomas Müller saß (siehe: richtiger Riecher) auf der Bank. Insgesamt schickte der Coach fünf bei der WM gescheiterte DFB-Stars und sechs weitere WM-Fahrer aufs Feld. Dass auf der Gegenseite lediglich drei Spieler Turnier-Spiele in den Knochen hatten, meinte man nur in den ersten Minuten sehen zu können.

Die Partie war kurzweilig, obwohl es Torraumszenen wie etwa den Pfostenschuss des starken Serge Gnabry (8.) lange nicht allzu oft zu sehen gab. Vielmehr spielte sich das Geschehen im Mittelfeld ab, wo Leipzig presste und Bayern einen Weg nach vorne suchte. Dayot Upamecano hatte im Spielaufbau zwei Mal Glück, dass seine Ballverluste ohne Folge blieben. In der Rückwärtsbewegung aber stand Bayern sicher, Sommer war wenig gefordert. Ein erster Ball von Emil Forsberg kam in der 22. Minute auf das Tor der neuen Nummer eins mit der Rückennummer 27. Auf der Gegenseite zappelte die Kugel nach Kopfball von Leon Goretzka im Tor. Der Treffer aber zählte nicht, weil Matthijs de Ligt im Abseits stand.

Die Bayern waren dran, das merkte man. Und wenn man dann einen derart schönen Pass spielen kann wie Gnabry, geht es halt auch mal schnell. Präziser Ball vom Strafraumeck in den mustergültigen Lauf von Choupo-Moting, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Der siebte Saisontreffer des Stürmers war vor der Pause Gold wert, das Spiel aber entwickelte sich anders, als 47 069 Zuschauer erwarteten. Aus dem Nichts fiel das 1:1: Dominik Szoboszlai verpasste eine Flanke, Halstenberg aber stand goldrichtig. Für Sommer war nichts zu machen. Danach wurde es hitzig, auf beiden Seiten. Upamecano hatte Glück, beim Foul gegen Szoboszlai nur Gelb zu sehen. Beide wollten, keiner machte es. Müller, Tel, Coman: Kein Nagelsmann-Riecher war mehr der richtige. 1:1, Ende.

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