Kontrollverlust am Ganslernhang

von Redaktion

Der Münchner Linus Straßer will in seiner zweiten Heimat endlich erfolgreich sein

Kitzbühel – Ehrgeizig könnte man diese Worte von Linus Straßer auffassen. Als Ansage an die Konkurrenz. Er wolle beim Slalom am Sonntag 10.15 Uhr, ZDF) „seinen persönlichen Rekord“ aufstellen: „Das wäre doch schonmal was.“ Doch das schelmische Grinsen, während er das sagt, und auch ein Blick in die Ergebnislisten legen nahe, dass die Äußerung nicht so offensiv gemeint ist, wie sich vermuten ließe.

Straßer war in einem Weltcup-Slalom am Ganslernhang nie besser als Rang 14 platziert. Zweimal, auch im Vorjahr, gelang ihm das. Die übrigen fünf Male hingegen schied er aus oder qualifizierte sich nicht für den zweiten Durchgang. Und das obwohl er den Hügel rechts neben dem Zielschuss der Streif wohl besser kennt als die meisten anderen aus der Weltelite des Slaloms. Denn skifahrerisch ausgebildet wurde der Münchner in Kitzbühel.

Daher weiß Straßer auch, was den Hang so schwierig macht. „Du bist immer am Suchen nach dem Rhythmus und dann bricht der Rhythmus wieder“, erläutert der 30-Jährige. „Am Anfang geht es steil los, dann kommen immer diese Wege und Wellen“, sagt er und führt aus: „In einen Flow reinzukommen und einen Lauf, wie aus einem Guss zu fahren, ist extrem schwer. Man kann nie so eine Sicherheit aufbauen.“

Das Rezept, das sich der Athlet des TSV 1860 München zurechtgelegt hat: „Du darfst dem Hang nicht zu sehr deinen Stiefel aufdrücken.“ Stattdessen nehme er sich vor, „das Gelände zu respektieren, und auch mal ein bisschen einen Kontrollverlust zulassen.“

Kontrollverlust? In der Präzisionsportart Slalom? „Einfach mal die Bretter laufen lassen“, erklärt Straßer auf Nachfrage und „gar nicht das super Gefühl aufbauen wollen.“ Eigentlich müsste er gutes Gefühl aktuell ohnehin genug verspüren. Neben dem privaten Glück des Vaterwerdens im Dezember fährt Straßer eine starke Saison. Zwei Podestplätze erreichte er bisher, in der Slalomwertung liegt er auf dem sechsten Rang. „Eine ganz coole Konstanz“, ordnet er den laufenden Winter selbst ein. „Garmisch-Partenkirchen tut noch ein bisschen weh“, spielte er auf seinem Ausscheider am Gudiberg an, zog aber auch Gutes aus einer anderen Fahrt, die „nicht so der Hit“, war, und zwar dem zweiten Lauf vergangene Woche in Wengen: „Danach noch Vierter zu werden, ist auch etwas Positives.“

In Wengen vorne, wie so oft in dieser Saison, waren die Überflieger Henrik Kristoffersen (28) und Lucas Braathen (22). In vier der bisher fünf Slaloms gewann einer der Norweger, sie führen auch die Disziplinwertung an. Ihre persönlichen Rekorde am Ganslernhang: Kristoffersen gewann dort schon zweimal. Braathen fuhr schon einmal auf den zweiten Platz. THOMAS JENSEN

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