Völler neuer DFB-Direktor

Viel Brimborium, wenig Ergebnis

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Edmund Stoiber führt die CSU wieder zu altem Glanz – so ein Schmarrn, glaubt einem keiner. Oder wie wäre der: Ralph Siegel revolutioniert die deutsche Musikindustrie. Stimmt natürlich nicht. Auch lustig: Rudi Völler ist der heiß ersehnte Erneuerer im Deutschen Fußball-Verband. Haha, was haben wir gelacht. Blöd nur, dass das kein Witz ist, sondern die Realität.

Tante Käthe ist offensichtlich die gestern präsentierte Lösung all der über die vergangenen Jahre angehäuften Probleme. Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn Völler ist keineswegs der neue Oliver Bierhoff, der im DFB irgendwann gefühlt für fast alles verantwortlich war, außer für die Aufstellung. Der Weltmeister von 1990 ist nur für den sportlichen Bereich der A-Nationalmannschaften zuständig. Die Nachwuchsausbildung? Der DFB-Campus? Das Marketing? Dafür haben die beiden gebildeten Arbeitsgruppen, bestehend aus sämtlichen Fußball-Großkopferten des Landes, rund eineinhalb Monate nach dem WM-Aus noch keine Lösung parat. Ein bisschen wenig Ergebnis für das viele Brimborium. Zumal Völler selbst ein Teil der Taskforce war. Nein, auch hier folgt keine Pointe.

Amüsant hingegen ist, dass der Ex-Teamchef den Posten lange gar nicht wollte. „Gibt’s denn gar keinen anderen?“, fragte er die Runde. Offensichtlich nicht. Also darf der 62-Jährige bis zur Heim-EM 2024 Übergangslösung spielen. Das muss im Ergebnis nicht nur Schlechtes bedeuten, denn Völler hat in seiner Vita unbestritten einige Erfolge vorzuweisen, darunter den Vize-WM-Titel 2002 als Teamchef mit einer maximal durchschnittlich talentierten Mannschaft. Aber Aufbruch sieht halt einfach anders aus. Zu viel Risiko wollte man wohl nicht eingehen.

Immerhin: So ein Marketing-Nonsens wie „Die Mannschaft“ wäre dem „Rudi“ nie eingefallen. Denn der verschmäht Yoga, Fahrradhelme und trinkt seinen Kaffee altmodisch. Er werde seine klassisch-männliche Haltung beibehalten und weiterhin das Frauengetränk Latte Macchiato verweigern, erklärte er vor knapp einem Jahr. Der Ruf nach Vielfalt ist derzeit ja schwer en vogue, aber ein bisschen mehr Mühe hätte man sich beim DFB schon geben können.

mathias.mueller@ovb.net

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