Der Blick auf die Hauptrunden Gruppe vier der Handball-Weltmeisterschaft dürfte dem ebenso mächtigen, wie umstrittenen Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa derzeit viel Freude bereiten. Der 78-Jährige ist Ägypter und sein Heimatland führt nicht nur die Tabelle an, sondern steht auch als einzige nicht-europäische Mannschaft im Viertelfinale – mit realistischen Medaillenchancen.
Mindestens genauso wichtig für ihn ist aber der abgeschlagene Letztplatzierte – die USA. 2028 finden in Los Angeles die Olympischen Spiele statt. Weil der Handball dort keine Rolle spielt, aber zwei Drittel der IOC-Sponsoren US-Unternehmen sind, will Moustafa seinen Sport populärer machen. Bereits 2018 versprach er den USA für die WM-Turniere 2025 und 2027 eine Wildcard. Der Hintergedanke ist klar: Handball soll nicht aus dem olympischen Programm gekegelt werden. Eine Sorge, die auch Bob Hanning, Ex-Vizepräsident des DHB, teilt.
Aber ist das wirklich ein drohendes Szenario? Und noch provokanter gefragt: Ist es überhaupt realistisch sich auf dem US-Markt entscheidend zu positionieren? Selbst der die Welt verbindende Fußball, der sich spätestens seit dem Transfer von Beckenbauer und Pele Ende der 70er nach New York daran versucht, steht in der Fan-Gunst und der Wahrnehmung nach wie vor weit hinter den großen Vier (Basketball, Baseball, Eishockey und Football). Und das ist nicht schlimm.
Heutzutage möchte gefühlt jede Sportart weltweit durchstarten. Aber das wird nicht funktionieren. Und Ski-Rennen in Hallen in Dubai machen genauso wenig Sinn wie mit Blutgeld finanzierte Golfturniere in Saudi-Arabien oder künstlich aufgeblähte WM- und EM-Turniere – ganz gleich ob im Fußball, Basketball oder Handball. Die Globalisierung unserer Welt ist schon lange nicht mehr aufzuhalten, aber warum muss alles an jedem Ort immer gleicher werden?
So gesehen sollte man auch die zwei Football-Spiele, die die NFL in diesem Jahr in Deutschland austragen wird, hinterfragen. Man stelle sich mal vor: Das heutige Duell Bayern gegen Köln fände in Los Angeles statt und das Aufeinandertreffen von Leverkusen und Dortmund am Wochenende in Shanghai. Was soll der Mist? Apropos: Das spanische Supercup-Finale zwischen Real Madrid und Barcelona fand vor einer Woche in Riad statt.
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