Auf dem Platz war nichts mehr Gucci

von Redaktion

Gnabrys Paris-Ausflug wird zum Politikum – Star erscheint zum Rapport bei Salihamidzic

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Es wäre ja doch genial gewesen, hätte Serge Gnabry auch in der Allianz Arena ein modisches Statement gesetzt. Gut 20 Meter lang ist der Weg aus dem heiligen Spieler-Bereich bis zum Ausgang, in der Modebranche würde man sagen: perfekte Laufsteg-Länge. Aber der Nationalspieler betrat den Gang nicht in Felljacke, nicht mit Riesen-Handtasche und auch ohne lässig gebundenes Kopftuch. Er trug – ganz Muster-Profi – dasselbe wie alle anderen: einen rot-blauen Trainingsanzug.

Schnell weg, nicht auffallen: Das war das Motto dieses Abgangs. Aber es half dem zur Halbzeit Ausgewechselten nicht, den nicht gerne gesehenen Ausflug am Wochenende zur Fashion Week nach Paris vergessen zu lassen. Vielmehr hatte sein Auftritt auf dem Platz zu dem Eindruck gepasst, den die Bosse durch den Trip und die Fotos in schrillen Outfits gewonnen haben. Da ist einer nicht ganz bei der Sache. Oder wie Hasan Salihamidzic sagte: „Das ist amateurhaft.“

Die Worte zur Causa Gnabry schossen nur so heraus aus dem Sportvorstand, er konnte und wollte sich nicht bremsen. Denn Gnabry hatte sich „genau das“ erlaubt, „was ich nicht mag und was nicht Bayern München ist“, führte der 46-Jährige aus: „Nämlich irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat.“ Freie Tage seien „dafür da, sich auszuruhen, um dann beim nächsten Spiel Gas zu geben“. Von Gnabry blieben aus 45 Minuten beim 1:1 gegen Köln ein Fehlpass und zwei vergebene Chancen im Kopf. Mit Gucci hatte das wenig zu tun.

Natürlich war das Thema schon vor der Partie brisant gewesen. Während Salihamidzic aber „die Jungs in Ruhe lassen“ wollte, hatte sich Julian Nagelsmann „eine Antwort auf dem Platz“ erhofft. Auch weil diese ausblieb, ist der „Gesprächsbedarf“ (Salihamidzic) nun doppelt gegeben. Noch gestern musste Gnabry zum Rapport bei den Bossen erscheinen, Salihamidzic wusste genau, was er ihm mitzuteilen hatte – und der 27-Jährige, was ihn erwarten würde. Jerome Boateng etwa war (zu Corona-Zeiten) mit einer empfindlichen Gelstrafe belegt worden, weil er zu seinem Sohn in Richtung Leipzig gefahren war. Dem Vernehmen nach zeigte sich Gnabry in dem 20-minütigen Gespräch einsichtig.

Nagelsmann war bemüht, den Fall aufs Sportliche zu beschränken. Und aus diesem Blickwinkel hatte er beim Stand von 0:1 zur Halbzeit halt bemerkt, „dass wir frischen Wind brauchen“. Für Gnabry, vor der WM-Pause von Salihamidzic noch mit den Worten „er ist eine Waffe“ beschrieben, wird im Topspiel gegen Frankfurt am Samstag wohl nur ein Bankplatz bleiben. Denn Kingsley Coman brachte mehr Schwung – und konzentriert sich auf den wichtigeren Trip nach Paris: den, der am 14. Februar zum Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals ansteht.

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