DHB bei der Handball-WM

Die Großen bleiben (noch) unerreicht

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Sie hatten ja bis zuletzt von einem neuen Wintermärchen geträumt, die deutschen Handballer. Doch die unersättlichen Titelsammler aus Frankreich haben das Team um Kapitän Johannes Golla mal wieder aus allen Träumen geholt. Um die Krone spielen ab Freitag andere. Die Deutschen bleiben im Rahmenprogramm, wenn am Sonntag in Stockholm der Nachfolger von Titelverteidiger Dänemark gesucht wird.

Wobei es in den Platzierungsspielen gegen Ägypten und Norwegen oder Ungarn durchaus um mehr geht als nur das Abschlussklassement. Und das nicht alleine, weil der fünfte Platz den Deutschen Handballbund wohl zur Ausrichtung eines Olympia-Qualifikationsturniers berechtigen würde. Für Golla und Kollegen geht es auch um die Frage, wie tief die Spuren sind, die sie mit ihrem Auftritt bei diesen Titelkämpfen hinterlassen.

In der Heimat tat sich Vielversprechendes. Das Land saß vor dem TV, als die Spieler um den kongenialen Juri Knorr ins Viertelfinale stürmten. Siebeneinhalb Millionen Menschen fieberten und litten auch beim Aus gegen Frankreich mit. Wie viel von dieser Welle noch in Richtung Heim-EM 2024 rollt, das dürfte auch mit vom Turnierausklang der Deutschen abhängen.

Sportlich ist die Botschaft der WM aber schon vor der Finalrunde in Stockholm klar: Bundestrainer Alfred Gislason hat ein junges Ensemble entwickelt, das sich mit schwungvollem, teilweise auch begeisterndem Handball aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit gezogen hat, in dem man zwei Jahre zuvor in Ägypten versunken war. Doch vom Rampenlicht, in dem sich dieser Tage die üblichen Verdächtigen wie Frankreich, Spanien, Schweden oder Dänemark bewegen, ist man noch ein entscheidendes Stück entfernt. Zwei Teams der ersten internationalen Reihe traf man in Polen – gegen Norweger und umso mehr gegen die Franzosen ging man trotz der guten Ansätze leer aus.

Gislason tut gut daran, das als Auftrag zu sehen. Der 63-Jährige legte schon in den Minuten nach dem Viertelfinal-Aus den Finger in die Wunde. Mahnte die fehlende Breite in seinem Ensemble an, der man sich nun widmen müsse. Knapp ein Jahr hat er dafür Zeit. Genau gesagt bis zum 10. Januar 2024 – dann nimmt in der Düsseldorfer Fußball-Arena die Europameisterschaft ihren Anfang.

patrick.reichelt@ovb.net

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