Melbourne – Aus sportlichen Gesichtspunkten läuft es für Novak Djokovic bei den Aus-tralian Open perfekt. Im Viertelfinale am Mittwoch fegte der Serbe mit 6:1, 6:2 und 6:4 über Andrej Rublew hinweg, ist damit nur noch zwei Siege von seinem 22. Grand-Slam-Titel entfernt. Nur sprechen will darüber spätestens seit gestern niemand mehr…
Den Grund dafür liefert – mal wieder – Papa Srdjan. Der 62-Jährige, der seinen Sohn gerne mal mit Jesus vergleicht, sorgte im Anschluss an die Partie für einen handfesten Skandal! Am Mittwoch erregte ein Video Aufsehen, in dem zu sehen ist, wie Srdjan im Melbourne Park mit anderen Personen hinter einer russischen Flagge mit einem Porträt von Russlands Präsident Wladimir Putin (70) posiert. Außerdem steht neben ihm ein Mann mit einem T-Shirt, auf dem das Zeichen „Z“ zu sehen ist. Das Video wurde auf Youtube veröffentlicht und auch in anderen sozialen Medien geteilt.
Djokovic senior als Kriegs-Befürworter? Zur Erinnerung: Das „Z“-Symbol gilt als Zeichen der Unterstützung für Russland, einschließlich der Invasion in die Ukraine. Das „Z“ ist oft auf russischer Militärausrüstung und Kleidung zu sehen und bei den Australian Open eigentlich verboten. Doch schon während des Matches zeigte sich auch auf der Tribüne des Stadions ein Fan in einem T-Shirt mit einem weißen „Z“ als Aufschrift.
Die Veranstalter des Turniers reagierten. „Spieler und ihre Teams wurden in Bezug auf Flaggen und Symbole an die Event-Richtlinien gebrieft und daran erinnert, alle Situationen zu vermeiden, die das Potenzial für Störfälle haben“, teilte Tennis Australia in einer Stellungnahme am Donnerstag mit. Nach dem Match waren vier Zuschauer von der australischen Polizei verhört worden, weil sie „unangemessene Flaggen und Symbole gezeigt und das Sicherheitspersonal bedroht“ haben sollen, wie der Veranstalter mitteilte. Twitter-Posts zeigen, dass mehrere Zuschauer nach dem Match russische und serbische Flaggen schwenkten sowie „Serbien! Russland!“ riefen. Wasyl Miroschnytschenko, der ukrainische Botschafter in Australien, twitterte: „Es ist so eine Schande.“ Nach Turnierbeginn waren russische und belarussische Flaggen auf dem Gelände des Melbourne Parks verboten worden.
Anders als noch in Wimbledon dürfen russische und belarussische Tennisspieler und -spielerinnen in Melbourne unter neutraler Flagge starten. Einige davon machen sich auch noch Hoffnungen auf den Titel. Aryna Sabalenka und Viktoria Azarenka aus Belarus traten am Donnerstag in ihren Halbfinalmatches an. Azarenka verlor dort 3:6, 6:7 gegen die in Moskau geborene, aber für Kasachstan spielende Wimbledon-Gewinnerin Jelena Rybakina. Sabalenka gewann dank des 7:6 (7:1), 6:2 gegen die polnische Außenseiterin Magda Linette.
Es ist das erste Grand-Slam-Finale der 24-Jährigen. Sie gab an, im Tiebreak des ersten Satzes ihren Rhythmus gefunden zu haben und will den Schwung ins Endspiel mitnehmen: „Jelena spielt super aggressiv und hat schon die Erfahrung eines Grand-Slam-Finals. Ich freue mich aber sehr auf die Partie.“ Auch die 23-jährige Rybakina schaute nach ihrem Finaleinzug schon auf das Duell um den Titel (Samstag, 9.30 Uhr, Eurosport). „Ich bin super glücklich und stolz“, sagte sie: „Heute waren die Bedingungen etwas schwierig für mich, aber ich habe es gut gemanagt. Ich werde mein Bestes im Finale geben, kämpfen und hoffentlich gewinnen.“
Bei den Männern wird die Finalpartie (Sonntag, 9.30 Uhr, Eurosport) an diesem Freitag ausgemacht. Der Russe Karen Chatschanow (26) trifft in der Runde der besten vier Spieler am Freitag auf den Griechen Stefanos Tsitsipas (24). Djokovic spielt dort ebenfalls am Freitag gegen den US-Amerikaner Tommy Paul (25). dpa/sid