„Uns fehlt noch die Breite“

von Redaktion

Bundestrainer Alfred Gislason über die WM und die Perspektiven seines Teams

Danzig – Nach dem geplatzten Traum vom Edelmetall bewegte sich auch Bundestrainer Alfred Gislason (63) in einem Wechselbad der Gefühle. Unter dem Strich überwiegt jedoch der Stolz, wie er im Interview erklärte.

Alfred Gislason, wie ist Ihre Gemütslage nach dem Ausscheiden?

Ich bin trotz der Niederlage sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben 40 Minuten gut mitgehalten. Enttäuscht bin ich darüber, wie wir die letzten 20 Minuten mit den Chancen umgehen. Das war eine Kraftfrage bei meiner Mannschaft. Da gingen bei einigen die Batterien aus.

War es am Ende auch eine Frage von Qualität?

Was einen ärgert, ist auch der Spielplan. Es ist ein Unterschied, ob man einen oder zwei Tage zwischen den Spielen Pause hat. Wir hatten noch den Reisetag in den Knochen, das ist ein großer Faktor. Wir konnten uns nicht richtig auf das Spiel vorbereiten. Es ist schade, so eine Meisterschaft in zwei verschiedenen Ländern zu spielen. Ich will dennoch nicht rumjammern. Wir wollen unbedingt gegen Ägypten gewinnen. Wir müssen uns fokussieren.

Wie bewerten Sie die WM-Auftritte Ihres Teams?

Die Jungs haben extrem viel in diesem Turnier gelernt. Es ist sehr viel zusammengewachsen. Ich bin sehr stolz auf die Leistung. Wir haben die erste Halbzeit gegen Frankreich überragend angegriffen, leider haben wir das nicht durchziehen können. Die Breite des Kaders bei den Franzosen war ausschlaggebend. Die Jungs haben aber ein sehr gutes Turnier gespielt. Wir sind teilweise große Schritte weitergekommen. Mich stimmt vieles zuversichtlich. Wir sind in der Breite und auf Schlüsselpositionen immer noch eine unerfahrene Mannschaft. Es ist extrem wichtig, diese Erlebnisse zu haben. Ich bin ganz sicher, dass alle Spieler von ihren Fehlern lernen. Wir können viel Positives mitnehmen. Wenn wir es gegen Ägypten besser machen können, konstanter über 60 Minuten zu spielen, wäre es ein großer Schritt. Das würde mich sehr zufrieden machen.

Was fehlt noch?

Uns fehlt Breite, insbesondere in der Abwehr. Wir haben ein eingespieltes Duo im Innenblock. Gerade gegen eine Mannschaft wie Frankreich ist es schwer möglich, Angriff und Abwehr zu wechseln. Julian Köster war etwas kraftlos im Angriff, weil er so gut wie immer in der Abwehr spielen muss. Bei Johannes Golla ist es ähnlich. Die beiden sind momentan nicht zu ersetzen. Das ist ein großes Manko. Ich hoffe, dass wir das lösen können in den nächsten Monaten. Das ist der Unterschied zwischen uns und den Franzosen.

Das Turnier ist noch nicht zu Ende. Sind die verbleibenden zwei Spiele jetzt ein mentaler Test für die Mannschaft?

Es ist natürlich nicht einfach. Wir haben nicht viel Zeit, das Frankreich-Spiel zu analysieren. Ich zeig den Jungs das und wir reden darüber, aber dann muss der Fokus auf Ägypten gehen. Da werden wir noch mal alles reinwerfen, das Spiel zu gewinnen und noch das bestmögliche Resultat aus diesem Turnier zu holen.  sid

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