Stehaufmann aus Texas

von Redaktion

Zach Redmond drohte zweimal das Karriere-Aus – heute ist er Herz des EHC

München – Manchmal hat es ja auch seine guten Seiten, dass der Spielplan die Eishockey-Profis von Einsatz zu Einsatz treibt. Zach Redmond etwa, Verteidiger des EHC Red Bull München, macht sich deshalb erst gar keine tieferen Gedanken über den Verlauf der letzten Woche. Zwei Niederlagen hatten die Münchner binnen von fünf Tagen kassiert.

Das war ungewöhnlich für das Team, das die DEL in dieser Saison so eindrucksvoll beherrscht, und so wird es auch bleiben, wenn es nach Redmond geht. „Wir haben noch keine Schwächephase gehabt und ich sehe das auch nicht“, sagte er. Für ihn ist das ein Kompliment an die Kaderplaner, die das Team über die letzten Spielzeiten kontinuierlich weiter entwickelten. „Vor allem defensiv“, sagte er, „sind wir deutlich stärker geworden.“

Das ist irgendwie ja auch sein Verdienst. Im Vorjahr wurde Redmond zum besten Verteidiger der DEL gekürt. Der 34-jährige Texaner verknüpft das mit bemerkenswertem Spielverständnis – in 41 Einsätzen in dieser Saison bereitete er schon 23 Treffer vor. Er ist kaum wegzudenken aus dem Konzept von Trainer Don Jackson.

Was schon eine Errungenschaft ist für einen Mann, der in seinem sportlichen Leben schon zweimal mehr als nur dem Aus ins Auge geblickt hatte. Mit 15 hatte Redmond einen Schlaganfall. Zehn Jahre später durchtrennte der Schlittschuh eines Mitspielers bei den Winnipeg Jets seine Oberschenkelarterie. Dank der geistesgegenwärtigen Reaktion eines Kollegen überlebte er. Nach einer Notoperation taxierten die Ärzte die Chancen auf die Rückkehr aufs Eis auf maximal 50 Prozent.

Er sah es anders. „Schon in der Woche danach war mir klar, dass ich unbedingt wieder spielen will“, sagte er. Und so kam es dann ja auch. Sogar der Traum von der NHL ist ihm geblieben – 133 Spiele (Winnipeg, Colorado, Montreal, Buffalo) hat er in seine Vita gebracht. Bis er sich mit seiner Frau, mit der er auch ein gemeinsames Töchterchen hat, 2020 für den Umzug nach Europa entschied. Dass er der innigen Empfehlung seines Ex-Teamkollegen und EHC-Legende Jason Jaffray folgte und in München anheuerte, hat er nie bereut. Die kleine Familie ist in München längst heimisch geworden.

„Wir könnten uns nicht wohler fühlen als hier“, sagte Redmond, „ich könnte mir definitiv vorstellen, auch hier zu bleiben.“ Mit seinen Leistungen liefert er gute Argumentationshilfen.  rp

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