Viele Eitelkeiten, wenig Sonnenschein

von Redaktion

Im deutschen Rodelteam rumort es vor der WM in Oberhof – trotzdem hagelt es Medaillen

Oberhof – Gegenseitige Vorwürfe, neue Spitzen und der alte Ost-West-Konflikt – die Heim-WM der Rodler ist mit einer Menge Zoff gestartet. Vor allem Georg Hackl erregt weiter die Gemüter. Der ehemalige Dominator der Eisrinne hat nun auf Aussagen von Bundestrainer Norbert Loch mit einer kleinen Spitze reagiert. „Tatsächlich habe ich im Lauf meiner Karriere im Rodelsport einige Dinge erfunden, die entweder durch eine Änderung im Reglement eingedämmt wurden oder die heute noch in allen Nationen Anwendung finden. Norbert müsste das wissen, aber scheinbar ist er von der Technik zu weit weg“, sagte Hackl.

Loch hatte am Dienstag über den vor der Saison ins österreichische Lager gewechselten Techniktrainer gesagt, dass dieser das Rodeln nicht erfunden habe. „Solche Machosprüche sind eines der wenigen Dinge, die ich in Deutschland gerne hinter mir lasse“, sagte Hackl, der als Aktiver dreimal olympisches Gold gewonnen hatte.

Der 56-Jährige zeigte aber auch Verständnis für Lochs Ärger über Hackls Wechsel nach der vergangenen Saison. „Ich verstehe Norbert, wenn er da pikiert ist, aber das ist mein Leben und ich habe nur das eine. Punkt. Aus.“

Auch zwischen Loch Junior und Hackl gab es zuletzt irritierende Zwischentöne. Mit dem deutschen Team habe er trotz allem keinerlei Probleme. „Es gab keinen Konflikt in Deutschland, keinen Grund zu wechseln. Wenn die Österreicher mich nicht vehement angefragt hätten, dann hätte ich in Deutschland weitergemacht. Es ist nichts vorgefallen.“

Wäre zumindest das soweit geklärt. Dafür scheint es innerhalb der deutsche Mannschaft weiter zwei Fronten zu geben. Max Langenhan findet, dass der Verband noch immer unter einem Konflikt zwischen Ost und West leidet. „Bei den Trainern und erfahrenen Sportlern kommen schon noch immer mal die Ost-West-Ungereimtheiten zum Vorschein“, sagte der 23 Jahre alte Thüringer. „Es versteht sich im Trainerkreis nicht jeder zu 110 Prozent mit dem anderen. Es wird aber schon besser“, führte Langenhan aus, der bei der WM als Titelkandidat gilt. Die Konkurrenzsituation zwischen den Rodel-Hochburgen Berchtesgaden (Bayern) und Oberhof (Thüringen) hatte in der Vergangenheit schon mehrfach für Konflikte gesorgt. „Die Stimmung im österreichischen Team ist auf alle Fälle besser als bei uns“, sagte Langenhan. „Sie haben eine positive Stimmung untereinander, das beneide ich ehrlich.“ Er könne deshalb auch Georg Hackl verstehen. „Ich wäre an seiner Stelle auch nach Österreich gewechselt.“

Auswirkungen auf den Erfolg haben die Zwischentöne nicht. Die deutschen Rodlerinnen haben im Sprint für einen Vierfach-Triumph gesorgt. Dajana Eitberger gewann vor Julia Taubitz und Anna Berreiter. Merle Fräbel fuhr knapp an der Medaille vorbei. Bei den Männern gab es Gold für Felix Loch, sein 14. WM-Titel. Langenhan landete hinter dem Österreicher Jonas Müller auf Rang drei.

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