Abschied des brummligen Mieselaunebärs

von Redaktion

Pokal in Berlin – der letzte Auftritt von Wolfsburg-Manager Jörg Schmadtke

Wolfsburg – Jörg Schmadtke hat einen neuen Boss – Ehefrau Andrea. „Sie wird ab jetzt die Planungen übernehmen, und das hat sie sich verdient“, sagte Schmadtke, der wohl kauzigste und knurrigste unter den Bundesliga-Managern, vor seinem Abschied von der großen Bühne der Süddeutschen Zeitung: „Wir wollen jetzt ein bisschen was von der Welt sehen.“

Über 20 Jahre hatte Schmadtke in seinen Klubs das Sagen. Und alles begann mit einer kleinen Stellenanzeige im kicker, die Alemannia Aachen 2001 geschaltet hatte: „Manager gesucht“. Schmadtke bewarb sich, bekam den Job, machte sich einen Namen, feierte Erfolge. Aachen, Hannover 96, 1. FC Köln, VfL Wolfsburg – nun ist Schluss. Das Achtelfinale im DFB-Pokal seiner Wölfe bei Union Berlin (Dienstag, 20.25 Uhr/Sky) steigt an seinem letzten Arbeitstag.

„Ich finde es angenehm, aufrecht durch die Tür zu gehen und nicht durch den Hinterausgang geschoben zu werden“, sagte Schmadtke, der Marcel Schäfer zu seinem Nachfolger aufgebaut hat, zu seinem Abschied: „Das ist mir ja, ehrlich gesagt, nicht auf all meinen Stationen gelungen.“ Schmadtke war der Mann für die schwierigen Fälle, machte aus Wenig stets ziemlich Viel. Schon in Aachen begann dieses Muster. Schmadtke übernahm seine Klubs stets in der Krise, leitete die Wende ein, führte sie dann gar in den Europacup – doch am Ende gab es immer irgendwie Ärger.

Neben seinem Ruf ein exzellenter Talentspäher und Reformer zu sein, gilt er auch als eigenbrötlerischer Sturkopf. Immer wieder überwarf sich Schmadtke, früher Kultkeeper in Düsseldorf und Freiburg, auch mit seinen Trainern wie Mirko Slomka (Hannover), Peter Stöger (Köln) oder Oliver Glasner (Wolfsburg). Die SZ nannte ihn zuletzt einen „brummeligen Mieselaunebär“.

Das „Spiel an sich liebe ich immer noch, die Begleiterscheinungen nicht“, sagte Schmadtke, der sein Image gegenüber den Medien freilich auch ein bisschen pflegte. Der 58-Jährige wollte nie „Everybody’s Darling“ sein. In Wolfsburg hört er jetzt ganz freiwillig auf, ohne großes Theater. „38 Jahre im Fußball sind genug“, sagte Schmadtke: „Besser, man geht aus freien Stücken, bevor man gegangen wird.“

Laut Wölfe-Trainer Niko Kovac habe Schmadtke „im Laufe der Zeit in verschiedenen Klubs Großartiges geleistet“, aber ob es wirklich ein Abschied für immer ist? „Er geht in den Vorruhestand. Mal sehen, ob er das aushält“, sagte Kovac, wenn „ihm irgendwann mal langweilig wird – davon gehe ich aus – wird er sich sicher wieder etwas Neues suchen.“ Könnte tatsächlich passieren, sagte Schmadtke dem kicker, „oder, viel schlimmer, dass meine Frau mich wieder rausjagt. Ich glaube es ehrlich gesagt aber nicht.“  sid

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