Eishockey-Bundestrainer Kreis

Die Lösung für Nummer sicher

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Im Februar ist Fünfjähriges. Warmen Herzens erinnert sich der Eishockey-Interessierte an die Olympischen Spiele 2018 und an Silber in Pyeongchang. Das Bild der Jubeltraube an der Plexiglasscheibe nach dem Halbfinalsieg gegen Kanada ist ein Dokument deutscher Sportgeschichte. Kein Team war mehr „Die Mannschaft“ als diese Eishockey-Bande, die bis heute ihre WhatsApp-Gruppe am Leben hält.

Im Hinblick auf die Zukunft des deutschen Eishockeys herrschte damals Goldgräberstimmung. Mehr Selbstbewusstsein, mehr Talent, mehr gute Resultate – Pyeongchang leitete einen Aufwärtstrend ein. In der Weltrangliste kletterte die Nationalmannschaft der Männer auf Platz fünf, bei der WM 2021 stand sie kurz vor dem Finale, im NHL-Draft 2020 wurden zwei Top-Talente in der ersten Runde gezogen, alle Auswahlteams des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gehörten der höchsten Division an, die Trainerausbildung wurde professionalisiert. Doch Realität war auch das: Erfolgscoach Marco Sturm ergriff die erste Chance auf einen Job in Nordamerika, sein Nachfolger Toni Söderholm, obwohl allseits geschätzt, verabschiedete sich ins Schweizer Club-Eishockey, im DEB wurde fundamental gestritten, was zur Trennung vom erfolgreichen Sportdirektor Stefan Schaidnagel führte; Präsident Franz Reindl trat, geschwächt von Diskussionen um seine Amtsführung und nach einem gescheiterten Anlauf auf die Spitze des Weltverbandes, nicht mehr für eine weitere Legislaturperiode an. Und der sportliche Glanz lässt nach: Der Aufschwung von Frauen- und Nachwuchsteams wurde gebremst, die Männer sind nur noch Neunter in der Weltrangliste. Fazit: Es lief nach Olympia 2018 nicht schlecht, aber eben auch bei Weitem nicht optimal.

Vor diesem Hintergrund ist die Berufung von Harold Kreis zum Bundestrainer zu sehen. Eine Lösung, mit der der DEB versucht, auf Nummer sicher zu gehen und nicht weiter an Besitzstand zu verlieren. Beim 64-Jährigen ist klar, was man bekommt: einen Mann mit starker Bindung ans deutsche Eishockey, der nicht weglaufen wird; einen freundlichen und eloquenten Kommunikator; einen ehrlichen und durch und durch korrekten Menschen, der versuchen wird, zu den Turnieren immer den bestmöglichen Kader zusammenzubringen. Eher alte Schule als Innovation – aber die Zeit der goldenen Fantasien ist wohl auch schon wieder vorbei.

Guenter.Klein@ovb.net

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