„Er wird immer verrückter“

von Redaktion

Djokovic dominiert – und hat noch lange nicht genug

Melbourne – Am Tag danach hockte Novak Djokovic auf einer Wiese nahe des Melbourne Park und wartete geduldig auf den Bau der Kulisse, die sein „außerirdisches“ Wirken ins Szene setzen sollte. Den Norman Brookes Challenge Cup hatte er selbst zum traditionellen Fotoshooting mitgebracht, zwei übergroße Ziffern rundeten das Bild ab: 1 und 0.

Zehn Triumphe hat Djokovic bei den Australian Open nun gefeiert, 22 sind es bei allen vier Grand-Slam-Turnieren insgesamt. Immer klickten die Kameras, immer küsste er einen Pokal, und immer fasste der unersättliche Serbe sofort das nächste Ziel ins Auge. So auch diesmal nach dem Triumph im Finale über den Griechen Stefanos Tsitsipas.

„Natürlich bin ich motiviert, so viele Slams wie möglich zu gewinnen“, sagte Djokovic: „Natürlich ist es ein Privileg, Teil der Diskussion um den besten Spieler aller Zeiten zu sein.“ Wer Djokovic (35) kennt, weiß, dass er diese Diskussion beenden will. Im Ranking ist er nach all den Irrungen und Wirrungen des vergangenen Jahres bereits zurück auf seinem angestammten Platz 1.

Etliche Marken könnte er sich nun zum Ziel setzen. Die unerreichten 24 Grand Slams von Margaret Court, dahinter kommt Serena Williams mit 23. Einen weniger hat Djokovic nun in seinem Briefkopf stehen, genau wie Steffi Graf und auch sein Dauerrivale Rafael Nadal, der im vergangenen Jahr noch Djokovics Abwesenheit in Australien zum Coup genutzt hatte. Roger Federer hat Grand 20 Slams gewonnen und seine Karriere beendet. „Er wird auf 28 kommen – ganz locker“, prophezeite Nick Kyrgios, der Australier hatte Djokovics Dominanz 2022 im Wimbledonfinale zu spüren bekommen. „Bitte geh’ zurück auf deinen Planeten“, flehte der Spanier Alejandro Davidovich Fokina, immerhin Nummer 32 der Welt. „Er wird immer verrückter“, stellte Djokovics Trainer Goran Ivanisevic fest: „Auf eine positive Art, meine ich. Der Typ ist unglaublich.“

Unglaublich gut und unglaublich zäh. Trotz seiner Oberschenkelprobleme gab Djokovic im gesamten Turnier nur einen Satz ab. „Wenn ich mich körperlich und geistig gut fühle und mental gut drauf bin, habe ich die Chance, jeden Slam zu gewinnen. Gegen jeden.“ Das nächste Kapitel Tennisgeschichte könnte Djokovic im Mai bei den French Open in Paris schreiben – im Reich des Sandplatzherrschers Nadal.  sid

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