Freude vor dem Ticker

von Redaktion

Ex-Fahrer Peter Dürr über den Sieg der Tochter

VON THOMAS JENSEN

München – Den bisher größten Erfolg seiner Tochter sah Peter Dürr nicht live im TV. Stattdessen konnte er ihn nur im Ticker auf dem Handy verfolgen. Während der Weltcup-Slalom am Sonntag im tschechischen Spindlermühle lief, war auch der Vater von Lena Dürr „am Hang“, bei einem Rennen mit dem Skinachwuchs des SV Germering, wie er unserer Zeitung erzählt.

Danach habe er sich den Triumph seiner Tochter noch mal im Internet angeschaut, sagt der ehemalige Weltcupfahrer. „Natürlich ist der Sieg etwas anderes“, ordnet er angesichts der Podestplätze, die Dürr in den letzten Monaten schon erreichte, ein. Auch was die elterlichen Emotionen angeht: Einmal landete der 62-Jährige in der Abfahrt im Weltcup selbst auf dem Podest. Ein Erlebnis, was mit dem Sieg vom Sonntag nicht mithalten kann. „Es ist dein Kind. Da freut man sich natürlich mehr und noch mehr, über einen Sieg“, sagt der 62-Jährige. Auch da er wisse, welche „Anstrengung und Disziplin“, dahinterstecke.

Leidenschaft, die sich allerspätestens jetzt ausgezahlt hat. Obwohl damit am Sonntag im tschechischen Riesengebirge zunächst nicht zu rechnen war. Zu deutlich führte die amerikanische Überfliegerin Mikaela Shiffrin nach dem ersten Lauf – alles sah danach aus, dass sie den Rekord von Ingemar Stenmarks 86 Weltcupsiegen einstellen würde. Und alles sah nach einem weiteren guten Slalom der gebürtigen Münchnerin aus, mal wieder ohne den ersehnten ersten Sieg im einen Spezialslalom. Gewonnen hatte sie zuvor ja schon, allerdings einen Parallelslalom in Moskau. Übrigens war das auf den Tag genau zehn Jahre vor ihrem Sieg nun.

Doch dass die 31-Jährige zur Zeit überhaupt zur Weltspitze gehört, hätten wohl einige noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten. Vor vier Jahren verlor sie für einige Monate ihren Kaderstatus und musste sich außerhalb des Verbands organisieren. Dass Aufgeben aber nie eine Option war, hatte Dürr gegenüber unserer Zeitung einmal klargestellt. Rückhalt hatte sie auch in der skibegeisterten Familie. „Wir waren sowieso immer für unsere Kinder da“, sagt ihr Vater und weiter: „Es hat ihr ja auch immer Spaß und Freude gemacht. Warum soll man dann aufgeben?“

Was er seiner Tochter nun zutraue, nach diesem erlösenden Erfolg? „Vielleicht hat es etwas ausgelöst. Vielleicht geht es noch weiter nach vorn“, meint Dürr senior: „Mal schauen.“

Eines dürfte er wohl so sehen, wie der Cheftrainer der deutschen Damen Andreas Puelacher. „Man muss aufpassen. Das darf kein Druck werden“, hatte dieser zu dem Sieg und angesichts der nahenden WM in Courchevel und Meribel gesagt. Was der 58-jährige Österreicher als entscheidend für Dürrs Form herausstellte: „Lena fährt mittlerweile mit viel mehr Selbstvertrauen. Vor allem im Steilhang.“ Gleichzeitig gäbe es bei der Athletin des SV Germering immer noch Steigerungspotenzial. „Das letzte Hemd riskiert sie noch nicht“, sagte Puelacher.

Die Chancen dazu kommen im Slalom noch in diesem Winter: Zweimal im Weltcup, einmal bei der WM (18. Februar). Vielleicht wird danach auch noch angestoßen im familiären Kreis. Nach dem Sieg am Sonntag knallten nurim Zielraum die Korken und noch nicht im Hause Dürr, wie Peter Dürr verriet: „Man kann sich ja auch freuen, ohne zu trinken.“ Und auch, wenn man das Rennen nur in der Wiederholung sieht.

Artikel 1 von 11