Berlin/Bhubaneswar – Mit ihren Goldmedaillen um den Hals, den WM-Pokal hoch über den Köpfen, bahnten sich die deutschen Hockey-Helden zu Trommelklängen tanzend ihren Weg zurück ins Teamhotel. Bis tief in die Nacht von Bhubaneswar grölten Niklas Wellen und Co. lauthals „We are the Champions“, bevor sie mindestens freudetrunken in den Flieger UK786 kletterten, um die lange Heimreise nach Frankfurt mit Zwischenstopp in Neu-Delhi anzutreten.
Hoch über den Wolken blieb den Comeback-Königen um Kapitän Mats Grambusch zumindest etwas Zeit, um den emotionalen Final-Krimi zu verarbeiten. Denn im dramatischen Penaltyschießen (5:4) gegen Titelverteidiger Belgien hatten sie Deutschland das erste WM-Gold seit 17 Jahren beschert.
Ein Sieg in letzter Sekunde? Nach einem 0:2 eine spektakuläre Aufholjagd starten? „Anscheinend brauchen wir das“, sagte Bundestrainer Andre Henning. In ihrem ersten WM-Finale seit 2010 lief die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) nämlich wieder einmal einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher – noch früher als in den beiden K.o.-Spielen zuvor. Wellen, der als „Spieler des Turniers“ ausgezeichnet wurde, verkürzte für das DHB-Team noch vor der Halbzeit (29.). Und wie bereits im Viertel- und im Halbfinale zeigte Deutschland „diesen unbändigen Willen“, wie Henning es nannte. Gonzalo Peillat (41.) und Mats Grambusch (48.) brachten das DHB-Team auf Gold-Kurs und von dem ließ sich Deutschland auch nicht durch einen späten Gegentreffer (59.) in der regulären Spielzeit abbringen (3:3). Im Penaltyschießen war wie bereits gegen England auf Ersatzkeeper Jean-Paul Danneberg Verlass, der Deutschland mit drei Paraden das dritte WM-Gold nach 2002 und 2006 sicherte.
„Einige haben so lange auf diesen Erfolg gewartet und sind so oft gestürzt“, sagte Henning: „Jetzt sind wir an der Spitze.“ Zuletzt hatte sich das DHB-Team 2013 bei der EM einen internationalen Titel gesichert. Nach dem Olympiasieg 2012 gab es in Rio Bronze, in Tokio musste sich Deutschland mit dem vierten Platz zufriedengeben.
Während Kapitän Grambusch jetzt „einfach auf dieser Welle weiterreiten“ wollte, sprach Wellen von den „großartigsten Wochen“ seines Lebens. Während des Gruppenspiels gegen Belgien (2:2) hatte der deutsche Topscorer schließlich erfahren, dass er erstmals Vater geworden war. Bereits vor dem Finale hatte Wellen versprochen, bei seiner Rückkehr ein Foto mit seiner Freundin, seinem Sohn und der Goldmedaille um den Hals zu machen. Dieses Versprechen kann er nun einlösen. sid