München – Das Achtelfinale in der Champions League zwischen dem FC Bayern und Paris Saint-Germain verspricht auf dem Papier eigentlich Champagner-Fußball: Ein prickelndes Duell der Pariser Edeltechniker um Weltmeister Lionel Messi (35), Kylian Mbappé (24) oder Neymar (30) mit der Münchner Crème de la Crème deutscher Nationalspieler angeführt von Joshua Kimmich (27), Jamal Musiala (19) und Thomas Müller (33). Aktuell befindet sich der deutsche Abo-Meister jedoch im Formtief, konnte noch kein Spiel im Fußballjahr 2023 gewinnen. Die gute Nachricht aus bayerischer Sicht: Beim französischen Hauptstadt-Club herrscht derzeit ebenfalls Alarm-Stimmung. Das 1:1-Remis gegen Stades Reims am Sonntagabend tat sein Übriges. Mit vier Zählern aus vier Spielen seit Jahresbeginn ist der Punkteschnitt von PSG ähnlich unzureichend wie der des FC Bayern, der am 14. Februar zum Hinspiel im Pariser Prinzenpark gastiert. Dementsprechend hart geht die französische Presse mit dem Pariser Star-Ensemble ins Gericht – allen voran die renommierte Sportzeitung L’Equipe. „Von Champagner zu Sekt. Größere Zweifel“, titelte das Blatt und schrieb weiter: „Zum Glück, die Bayern sind nicht in der Form ihres Lebens. Aber darauf zu hoffen, dass der Gegner in einer schlechteren Verfassung ist, kann nicht die beste Möglichkeit sein, sich für diesen Wettbewerb zu qualifizieren.“
Während man in Frankreich also vor den beiden Alles-oder-nichts-Spielen zittert, setzen die Verantwortlichen in München große Hoffnungen auf die anstehenden K.o.-Wochen, die zum Knotenlöser werden sollen. „Gott sei Dank. Das ist genau das, was die Mannschaft jetzt braucht. Das K.o.-Spiel kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Da müssen wir jetzt richtig Gas geben“, sagte Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn (53), als er auf die anstehenden K.o.-Duelle am Mittwoch im Pokal gegen Mainz (20.45 Uhr, ARD) und Paris angesprochen wurde. Der Titan weiß: Schon früh könnte sich die Saison des FC Bayern entscheiden: „Es geht jetzt auch schon um sehr viel.“
Nicht nur die Mannschaft, auch Trainer Julian Nagelsmann (35) steht unter enormem Siegeszwang. „Der Druck ist verkraftbar für mich, machen Sie sich keine Sorgen“, gab sich der Fußballlehrer nach dem 1:1 gegen Frankfurt noch entspannt. Doch Nagelsmann weiß genau, wie die Mechanismen in München funktionieren, sollten die wegweisenden K.o.-Duell nicht von Erfolg gekrönt sein. Dann stehen seine Person und seine Arbeit im Mittelpunkt der Kritik.
Noch trauen die Klub-Oberen ihrem Trainer zu, die nächste Ergebniskrise zu bewältigen. „Der Anspruch des FC Bayern ist deutlich höher. Aber wir werden da wieder hinkommen. Julian Nagelsmann hat auch im Herbst die richtigen Lösungen gefunden“, sagt beispielsweise Präsident Herbert Hainer. Er ist überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das Team in gewohnter Form präsentiert: „Die Mannschaft hat vor der Winterpause hervorragenden, exzellenten, begeisternden Fußball gespielt. Es sind dieselben Spieler, die können’s! Ich bin überzeugt, dass sie wieder reinkommen!“
Uli Hoeneß (71) zeigte sich „enttäuscht von der Leistung der Mannschaft in den ersten drei Spielen“. Der Ehrenpräsident betonte im Kicker: „Ich erwarte eine deutliche Steigerung mit Blick auf die Ziele, die wir erreichen wollen.“
Joshua Kimmich (27) sieht keinen Grund, den Coach infrage zu stellen: „Am Trainer liegt es nicht. Am Ende sind wir Spieler auf dem Platz für die Leistung und die Intensität verantwortlich. Die Vorgaben, die Lösungen des Trainers sind da. Wir Spieler müssen es umsetzen.“ Nagelsmann hat ausgemacht, an welchen Hebeln er ansetzen muss, um seine Mannschaft wieder auf die Erfolgsspur zu führen: „Ein Thema ist die Spielbeschleunigung.“ Viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht, um wieder Champagner-Fußball zelebrieren zu lassen.
MANUEL BONKE