München – Irgendwann waren sie besonders gut zu sehen, diese strahlend weißen Zähne, die ab sofort in der Bundesliga ihresgleichen suchen werden. Joao Cancelo musste lachen, so wie alle anderen im Raum, die dem engagierten Dolmetscher dabei zuhörten, die Worte von Hasan Salihamidzic ins Portugiesische zu übersetzen. Es zog und zog sich, fast zwei Minuten lang – aber tatsächlich hatte der Sportvorstand des FC Bayern für den Mann, der da neben ihm gestern Mittag offiziell vorgestellt wurde, ja auch besonders viel Lob übriggehabt. Die Stichworte: „Kreativität, Spielwitz, Dynamik, Erfahrung, Flexibilität.“ Die Schlüsselsätze: „Er kann in jeder Mannschaft dieser Welt spielen.“ Und natürlich: „Wir erhoffen uns Großes.“
Ja, man sah da auf dem Podium an der Säbener Straße am Tag vor dem Pokal-Achtelfinale gegen Mainz 05 (Mittwoch, 20.45 Uhr) tatsächlich nur zufriedene Gesichter. Denn auch wenn alle Parteien vom am Sonntag eingefädelten und am Montag schon so gut wie perfekten Blitz-Transfer noch ein wenig überrascht wirkten, stellt sich die Situation für Verein, Trainer und Spieler durchaus gewinnbringend dar. Julian Nagelsmann hat – zunächst für ein halbes Jahr auf Leihbasis, danach womöglich für eine Summe von rund 70 Millionen Euro langfristig – seinen Wunschspieler von Manchester City bekommen; Salihamidzic nach mehrfach vergeblichen Abwerbeversuchen einen der europaweit besten Außenverteidiger nach München locken können; und Cancelo selbst nach enttäuschenden Wochen unter dem von ihm augenscheinlich nicht sonderlich geschätzten Pep Guardiola die Flucht nach vorne gesucht. Der 28-Jährige sprach zum Einstand von einem „schönen Gefühl“ und einer „Chance“, die er bei diesem „Riesenverein“ ergreifen wollte. Und er stellte klar: „Ich bin startbereit.“
Obwohl bis zum Anpfiff heute Abend nicht viel Zeit zum Kennenlernen bleibt, hat Nagelsmann die Worte vernommen. Der Coach wollte sich noch nicht festlegen, ob er den Neuen mit der Rückennummer 22 nach nur einem Training mit dem Team schon in die Anfangsformation eines K.o.-Spiels stecken wird. Der 35-Jährige ließ aber durchaus durchblicken, wie er in Zukunft mit dem 41-maligen Nationalspieler plant. „Viele Fähigkeiten“ attestierte er dem „offensivstarken Außenverteidiger“, der bei City zuletzt nur noch Bankdrücker war. Nagelsmann sieht Cancelo primär rechts hinten, weil er Benjamin Pavard als Back-up in der Innenverteidigung braucht. Er darf aber auch mal links auflaufen, wenn der zuletzt formschwache Alphonso Davies eine Pause braucht. Seinen Zug zum Tor untermauert die Statistik: 154 Pflichtspiele für Manchester, 22 Vorlagen, neun Tore. 29 Gelbe und zwei Rote Karten zeigen allerdings auch, dass er gerne mal zulangt und nicht nur zaubern will.
Salihamidzic beobachtet Cancelos Wirken schon lange. Als sich am Wochenende, nach dem 1:1 gegen Frankfurt, daher die Gelegenheit bot, schnappte er schnell zu. Tatsächlich ist die Verpflichtung ein Coup, der die Hoffnung auf einen glimpflichen bis guten Ausgang der wilden Saison nährt. „Die WM hat uns hart getroffen“, gab Salihamidzic zu. Nun, nach den Transfers von Yann Sommer, Daley Blind und Cancelo hoffe man, „dass die Breite des Kaders da ist, um unsere Ziele zu erreichen“.
Cancelo selbst hat in allen Gesprächen klar gemacht, dass er die Champions League gewinnen will. Sein Blick geht daher nicht viel weiter. Der Abschied aus Manchester sei „noch nicht endgültig“, versicherte er. Aber er sei jetzt in München mit „klarem Kopf“. Die Zähne blitzten erneut auf. Da hat einer Lust auf die Bayern.