Bayern verlieren den Anschluss

von Redaktion

Müde Münchner lassen beim 73:77 gegen Bonn erneut Federn – BBL-Top-2 außer Reichweite

VON PATRICK REICHELT

München – In den Schlussminuten hatten die Basketballer des FC Bayern den lange wie paralysiert wirkenden Audi Dome doch noch einmal zum Kochen gebracht. Punkt für Punkt hatten sie sich im lange verkorksten BBL-Gipfel gegen die Baskets Bonn herangepirscht. Doch am Ende behielten die Rheinländer die Nerven. 77:73 (39:36) entschieden sie auch das zweite Duell mit den Münchnern für sich. Und zerstörten damit wohl auch deren letzte Hoffnung auf den Schritt in die Top-3 der BBL

Bonn nach aufreibendem Spanien-Trip – das gehört bei den Bayern in diesem Jahr ja schon zum guten Ton. Im Dezember reisten die Münchner praktisch direkt vom Duell mit Saski Baskoni ins Rheinland und kassierten eine satte 10-Punkte-Abfuhr. Und diesmal? Rieben sich die Münchner in Valencia und Barcelona auf, während Bonns Champions-League-Reise am Mittwoch nach Manresa den Touch eines Betriebsausflugs hatte.

Und, ja, ziemlich genau so ließ sich das Spiel dann ja auch an. Die Bayern nach vorne? Zunächst ideen- und vor allem kraftlos. Nach hinten? Unsortiert. Entblößend „wie Pornographie“ – so hatte Trainer Andrea Trinchieri eine ähnliche Phase am Dienstag in Valencia beschrieben.

Immerhin: Der Italiener war pünktlich zum BBL-Gipfel wieder bei seinem Team, um den fälligen Tritt in den Allerwertesten selbst zu übernehmen. Wobei dann doch eher ein Personalwechsel zu seinem besten Kniff wurde. Issac Bonga kam ins Spiel, half für die fehlenden „Großen“ wie Othello Hunter (Rücken) oder Elias Harris (aus und legte prompt eine der besten Halbzeiten im Bayern-Trikot an. Griff hinten Rebounds ab, traf vorne, was er nur treffen konnte. 17 Punkte standen für ihn schon beim Wechsel auf der Anzeigetafel. Das war schon so ziemlich die Erklärung dafür, warum die Bayern den anfangs ziemlich beträchtlichen Schaden (6:17) dann doch wieder in erträgliche Grenzen gebracht hatten (36:39).

Und nach dem Muster ging es dann auch weiter. Bonn machte Dampf, Bonn rauschte, angetrieben von Zauberzwerg TJ Shorts (26 Punkte) mit viel Physis durch die Münchner Reihen. Machte sich zunutze, dass den Bayern neben Kraft auch Länge unter dem Korb fehlte. Und die Gastgeber? Hatten vor allem Bonga. Der NBA-Rückkehrer rackerte weiter nach Kräften – stockte seine Bilanz auf bemerkenswerte 28 Punkte und neun Rebounds auf. Und es gab sie ja schon, die Spieler, die ihm folgten. Freddie Gillespie etwa machte zumindest am eigenen Korb die Schotten dichter als zuvor. Fünf Blocks legte er auf – das war schon stark.

Aber es war trotzdem einen Ticken zu wenig an diesem Tag. Zu wenig um die merklich frischeren Gäste auszuhebeln. Auch wenn die sich im Endspurt fast selbst in Bedrängnis brachten. Denn in Sebastian Herrera und Center Michael Kessens hatten sich gleich zwei der zehn Bonner früh im Schlussviertel vier Fouls eingehandelt. Die Bayern kämpften zwar verbissen, kamen noch einmal in Schlagdistanz. Doch die Wende wollte nicht mehr ganz gelingen.

Und so konnten die Bayern-Profis nur einen schwachen Trost in die Münchner Nacht mitnehmen: Man muss erst am Donnerstag wieder ran. Dann kommt Partizan Belgrad in den Audi Dome.

Artikel 1 von 11