Vier Tore für die Ruhe

von Redaktion

„Harte Arbeit“ – aber Bayern nach 4:2 in Wolfsburg zurück an der Spitze

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

Wolfsburg – Es ist immer gut, einen Thomas Müller im Team zu haben. Das galt am Sonntagabend in Wolfsburg für den FC Bayern sowohl auf dem Platz als auch daneben. Denn das wilde 4:2 (3:1) des Rekordmeisters interpretierte der Mann, der neben Kingsley Coman (9./14.) und Jamal Musiala (73.) selbst getroffen hatte (19.), auf seine eigene Art. Angesprochen auf den Wirbel um Manuel Neuer und die Reaktion darauf, sagte Müller: „Ich find’s immer gut, wenn sich um den FC Bayern was rührt – das heißt, dass wir interessant genug sind.“ Aber noch besser sei es, „wenn wir auf seriös und ehrlich umschalten und die Medien mit sportlichen Dingen dominieren“. Das war beim ersten Bundesliga-Sieg des Jahres – inklusive dem Sprung zurück an die Tabellenspitze – gelungen.

„Wenn man die Gesamtheit des Spieltages sieht, war es ein wichtiger Sieg“, sagte Julian Nagelsmann. Ähnlich sah es Joshua Kimmich, obwohl er in der 54. Minute mit Gelb-Rot vom Platz geschickt worden war: „Wir müssen uns aufs Sportliche konzentrieren, das haben wir gemacht.“ Weil die Bayern ihre Chancen nutzten, während die Gastgeber von 19 Torschüssen nur zwei (44.: Jakub Kaminski/81.: Matthias Svanberg) im Tor unterbringen konnten, war der Sieg laut Müller „absolut verdient“. Dass die drei Punkte aber „harte Arbeit“ waren, wollte niemand verneinen. Müller sagte sogar: „Ich sehe viel Verbesserungspotenzial.“

Da hatte er recht, und zwar vorne wie hinten. Denn die Partie vor 30 000 Zuschauern war – geprägt von Systemumstellungen und Unsicherheiten im Spiel beider Teams – tatsächlich teils vogelwild. Und das lag nicht nur daran, dass Nagelsmann neben den Langzeitverletzten diverse weiter Ausfälle zu beklagen hatte. Müller agierte in seinem 427. Bundesliga-Einsatz (nun gleichauf mit Gerd Müller) als Sturmspitze, weil Eric Maxim Choupo-Moting sich mit einem Magen-Darm-Virus abgemeldet hatte. Auch Ryan Gravenberch (Knieprobleme) und Dayot Upamecano (Schmerzen am Fuß) waren nicht mitgereist. Die Mannschaft, die der Bayern-Coach aufs Feld schickte, war dennoch namhaft besetzt.

Fünf Minuten lang hatte man das Gefühl, die beiden Teams spielen auf Augenhöhe, dann aber schlug Coman gleich doppelt zu. Zunächst mit einem Ball, der eher als Flanke von der linken Seite gedacht war – vom rechten Innenrist des Franzosen aber kurz vor dem Tor aufsetzte und in der langen Ecke einschlug. Danach, als ihn eine hohe Flanke von Joao Cancelo erreichte und er alleinstehend aus der Luft sehenswert mit rechts vollendete. Der Jubel war groß, Coman hatte in der Liga zuletzt im August getroffen. Nach einer Freistoßflanke von Kimmich hatte dann Müller das bessere Timing als sein Bewacher Maxence Lacroix. Kopfball aus zehn Metern, links halbhoch – 3:0. Dass Wolfsburg noch vor der Pause zum Anschluss durch Kaminski kam, war aber auch kein Zufall. Von „zig Chancen“ sprach Trainer Niko Kovac hinterher. Van de Ven, Svenberg, Baku – alle scheiterten in der 2. Halbzeit, dafür sorgte Musiala im Alleingang für das 4:1. Genial!

Der zweite Wolfsburger Treffer durch Svanberg nach dem (berechtigten!) Aus von Kimmich fiel spät, ein dritter wurde aberkannt. „Es ist wichtig, gegen die Widerstände zu kämpfen. Das haben wir gemacht“, lobte Nagelsmann. Und Müller sprach das Schlusswort: „Wir fahren zufrieden nach Hause. Und wir schauen nach vorne.“

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