TV-KRITIK
Herzlich willkommen zum Weltkongress der Herzchirurgen aus Wolfsburg! Die Seelenpein von Manuel Neuer war bei DAZN das zentrale Thema, aber Fußball gespielt wurde auch. Außerdem ging es um Orthopädie, Pneumologie und Gynäkologie. Die Ärzte, die sich den Edelsender noch leisten können, waren begeistert. Der Rest der Kundschaft freute sich, dass DAZN Almuth Schult gekapert hat, die als Expertin und als werdende Mama gleichermaßen überzeugt hat.
Der Moderator: Alex Schlüter bezeichnete den abwesenden Herzeleid-Neuer als „der große Elefant hier im Raum“. Unverschämtheit, so sehr hat der Manu während seiner Verletzung auch nicht zugelegt! Schlüter moderierte frisch und frech wie gewohnt und triezte Julian Nagelsmann: „Man las zuletzt, dass Spieler viel mit reingeredet haben. Wie viel Aufstellung macht denn der Trainer beim FC Bayern?“
Die Expertin: Weil der Trend bei den Experten zur Expertin geht, setzte DAZN auf Almuth Schult– die aber nicht analysieren durfte, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie eine Tipptopp-Fußball-Erklärerin ist. Und weil man sich mit ihr von Lothar Matthäus erholen konnte, der Tabea Kemme am Samstag bei Sky flegelhaft ignoriert hat. Die Ex-Welttorhüterin konnte aus erster Hand erklären, wie wichtig ein Tapalovic für einen Neuer ist: „Man braucht oft eine ganze Saison, um sich auf einen Torwarttrainer einzustellen.“ In Sachen Upamecano erkundigte sie sich forsch bei Nagelsmann, ob es orthopädisch-pneumologische Atemprobleme gibt: „Ist er verletzt, erkältet?“
Die Kommentierenden: Man entkommt Marco Hagemann auf keinem Kanal, und er erzählt überall Unfug. Über die Bayern-Aufstellung: „Man ist schwach auf der Innenverteidiger-Brust.“ Über Wolfsburg: „Die Wölfe versuchen, sich ins Spiel zurückzumausern.“ Der Unterschied zwischen ihm und seiner Co-Kommentatorin: Marco redet umständlich, Almuth ist in anderen Umständen. Ihr Klartext war eine Wohltat. Mutter-Sprache halt. J. HEINRICH