München – Als der Löwen-Bus am Freitagmittag Richtung Flughafen rollte, war ein schlagkräftiges Team an Bord. Bis auf den gesperrten Phillipp Steinhart muss beim Auswärtsspiel in Meppen (Samstag, 14 Uhr) keiner aus dem Kreis der Stammspieler ersetzt werden. Auf einen Nachfolger für den freigestellten Michael Köllner warten Mannschaft und Fans allerdings vergeblich – was die Frage aufwirft: Wer oder was hält Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel davon ab, sich seines neuen Nebenjobs als Trainer zu entledigen?
Zwei Theorien kursieren dazu in Sechzger-Kreisen. Die eine: Gorenzel findet keinen Namen, auf den sich alle einigen können. Einige Kandidaten haben bereits abgesagt (Funkel, Fink). Die zweite Theorie: Es fehlt das Geld, um überhaupt einen neuen Fußballlehrer zu verpflichten. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag fielen Sätze, die so zu verstehen sind, dass er, Gorenzel, seine Hausaufgaben gemacht habe. „Wir haben in der Geschäftsführung wirtschaftlich sowie sportlich Lösungen vorbereitet“, sagte der Österreicher. Dazu passt: Nach unseren Informationen führt 1860 Gespräche mit Marco Kurz. Der aktuell vereinslose 53-Jährige war bereits zwischen 2007 und 2009 Löwen-Trainer, Gorenzel war damals sein Assistent. Die beiden haben danach auch in Hoffenheim und Kaiserslautern zusammengearbeitet. Gorenzel: „Jetzt gilt es, das Thema in der Abstimmung mit den beiden Gesellschaftern zu lösen.“
Stellt sich die Frage: Wer muss die Freigabe erteilen und woran liegt es, dass sie nicht längst erteilt ist, wenn Gorenzel so gut vorbereitet ist, wie er es darstellt? Für den Sportchef scheint der Fall klar: Nicht er ist der Verzögerer, sondern wahlweise die HAM-Seite um Hasan Ismaik, die teure Lösungen ermöglichen könnte – oder die e.V.-Seite, die auch in der Lage wäre, eine für den Verein wichtige Entscheidung durchzudrücken (mittels 50+1). „Wir haben von Anfang an kommuniziert, dass die sportliche Entscheidung auf Basis der wirtschaftlichen Möglichkeiten getroffen wird“, so Gorenzel: „Ich habe es sportlich vorbereitet, mein Kollege (Marc-Nicolai Pfeifer) wirtschaftlich – nun stehen wir im Austausch mit den Gesellschaftern.“
Übersetzt: Macht endlich! Zum Wohle des Vereins, der nicht nur Siege braucht, um im Aufstiegskampf dranzubleiben, sondern auch einen Trainer, um die Mannschaft auch mental für die ausstehenden 16 Spiele (Meppen schon abgezogen) zu rüsten. Unsere Zeitung weiß: Eine für Donnerstagabend geplante Sitzung des Aufsichtsrats wurde um eine Woche verschoben. Sollte geplant sein, in diesem Gremium über den neuen Trainer zu beraten, dürfte es sogar eng werden mit dem Heimspiel am Faschingssonntag gegen Verl.
Oder stimmt es am Ende gar nicht, dass der Ball bei den Gesellschaftern liegt? Rätsel gibt ein Instagram-Post von Anthony Power auf, abgesetzt am Donnerstag. „Mach einfach deine Arbeit und hör auf zu lügen und Ausreden zu erfinden“, schreibt der Statthalter des Investors, mutmaßlich an die Adresse von Gorenzel gerichtet. Zu seinem Post stellte Power ein Zitat des US-Wissenschaftlers Willis Whitnew: „Manche Männer haben Tausende von Gründen, warum sie nicht tun können, was sie wollen – wenn alles, was sie brauchen, ein Grund ist, warum sie es können.“