Meribel – Alexander Schmid jubelte als neuer Weltmeister erst mal nur verhalten, andere dagegen konnten sich nicht bremsen. Linus Straßer sprang dem Erlöser der deutschen Alpinen ausgelassen um den Hals und schrie: „Das ist saugeil.“ Nur wenige Meter dahinter war auch Felix Neureuther aus dem Häuschen. „Das war Perfektion“, sagte er über Schmids begeisternden Durchmarsch zu Gold im Parallel-Rennen.
„Es ist ein verrückter Tag, ich bin sehr stolz auf mich“, sagte der schüchterne, bisweilen an sich zweifelnde Schmid, der im Weltcup noch nie ganz oben auf dem Podium gestanden hatte. Diesmal jedoch beherrschte er die Konkurrenten, im Finale ließ er Dominik Raschner aus Österreich keine Chance. Seine insgesamt acht Läufe nahe an der Perfektion führten zum ersten deutschen Männer-Gold bei einer WM seit Hansjörg Tauschers Abfahrtssieg vor 34 Jahren in Vail. „Eine stolze Zahl“, sagte Schmid verlegen lächelnd.
Unter der strahlenden Sonne von Meribel kam der Triumph des stillen Allgäuers am zehnten Tag der bis dahin medaillenlosen deutschen WM einer Erlösung gleich. „Für alle, die hier beteiligt sind“, betonte Alpinchef Wolfgang Maier, „ist es schon viel wert. Wir gehören ja nicht zu den Topfavoriten.“ Jetzt aber sei der Druck weg, der Sieg des 26 Jahre alten Schmid eine „extreme Erleichterung“. Außerdem: „Einen Weltmeister zu haben, ist schon etwas Besonderes.“ Siehe Tauscher. Schmid selbst wies darauf hin, dass er „für Team Deutschland“ gewonnen und so auch den Druck genommen habe von denen, die jetzt noch Medaillenchancen haben – allen voran sind das Lena Dürr und Straßer in den Slalom-Rennen am Wochenende.
Auch Schmid selbst kann es nun entspannter angehen lassen. Im Riesenslalom am Freitag sei er „auf keinen Fall zu den Favoriten“ zu zählen, behauptet Cheftrainer Christian Schwaiger, er sagt allerdings auch: „Für mich ist er einer der genialsten Riesenslalom-Fahrer.“ Vor zwei Jahren noch war Schmid bei der WM als Zweiter nach dem ersten Lauf im Riesenslalom ausgeschieden, als Vierter im Parallel-Rennen hatte er das Podest knapp verfehlt. Diesmal aber ließ er sich von nichts und niemandem aus der Bahn werfen. „Der ist kein Zufallsweltmeister“, meint Wolfgang Maier. Aber vermutlich der letzte seiner Art. Bei der WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird es wohl keine Parallel-Rennen mehr geben. sid