Ein Gott auf Skiern

von Redaktion

Siebenmal Gold in sieben WM-Rennen? Konkurrenz feiert Johannes Bö als „wiedergeborener Jesus“

Oberhof – Zwölf Siege in Serie, viermal Gold in vier WM-Rennen – und das teilweise mit weit über einer Minute Vorsprung: Für den allmächtigen Johannes Thingnes Bö ist derzeit jeder Superlativ eine Untertreibung. Der Dauer-Zweite Sturla Holm Lägreid resigniert bereits. „Ich muss einfach hinnehmen, dass ich der Beste der Sterblichen bin – und Johannes ein Gott, der unter uns wandelt“, sagte der 25-Jährige den norwegischen Medien: „Ich frage mich, ob Jesus vielleicht 2000 Jahre später wiedergeboren wurde.“

Bö selbst sieht allerdings trotz seiner magischen Tage von Oberhof noch „Götter“ über sich. Nachdem er bei seinem dritten Gold-Coup schon vor der Ziellinie wie Erling Haaland gejubelt hatte, sollte er sich „starmäßig“ mit dem besten Fußballer Norwegens vergleichen. „Das ist ein Knock-out-Sieg für ihn“, betonte der Überflieger der Biathleten. Und doch steht er am Rennsteig gleich vor mehreren Einträgen in die Geschichtsbücher. Schon im Single Mixed am Donnerstag (15.10 Uhr/ARD und Eurosport) könnte er als erster Mann bei einer WM seinen fünften Sieg einfahren, bei den Frauen halten Laura Dahlmeier (2017) und Marte Olsbu Röiseland (2020) mit eben jenen fünfmal Gold die Bestmarken. Ein Gold-Sweep bei einer WM gelang bislang lediglich Frank-Peter Roetsch 1987 für die DDR sowie Wenera Tschernyschowa 1984 und Waleri Medwedzew 1986 jeweils für die Sowjetunion – damals gab es allerdings nur drei Rennen.

Für Bö scheint gar bei sieben Wettkämpfen der totale Triumph möglich. „Davon träume ich nicht. Ich träume von meiner Frau und meinem Sohn“, scherzte der 29-Jährige, der derzeit nur noch mit goldener Mütze und goldenen Handschuhen auftritt. Im Einzel nahm er dem zweitbesten Läufer über 20 Kilometer fast zwei Minuten ab – und erklärte anschließend: „Ich bin niemals müde geworden.“ Es sei ein purer „Genuss“ gewesen. „Ich wünschte, ich könnte sein Tempo gehen“, sagte Lägreid nachdenklich: „Aber selbst, wenn ich das nur eine Runde probieren würde, würde ich unzählige Fehler schießen.“ Und so schnell los wird er seinen Meister definitiv nicht. Er habe „kein Interesse, bei den Langläufern zu starten“, sagte Bö energisch.

Die weiße Fahne will die Konkurrenz dennoch nicht hissen. Fraglich allerdings, ob Bö ihnen diese Tage eine Chance lässt.  sid

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