Nagelsmann besteht Nagelprobe

von Redaktion

Bayern selbstbewusst, aber nicht übermütig – Mbappé glaubt an Paris

VON MANUEL BONKE

Paris – Die Stadt der Liebe – gepaart mit dem 1:0-Sieg in der Champions League bei Paris Saint-Germain – brachte die romantische Ader von Oliver Kahn (53) zum Vorschein. „Einen schöneren Valentinstag hatte ich noch nie“, tat der Vorstandschef einen Tag nach dem Achtelfinalerfolg des FC Bayern kund und fügte an: „Wir haben uns mit einer starken Mannschaftsleistung eine gute Ausgangslage für das Rückspiel geschaffen. Kompliment an das Team und den Staff, die alle Störgeräusche ausgeblendet und die Antwort auf dem Platz gegeben haben.“

Eine Anspielung auf die Unruhen rund um Trainer Julian Nagelsmann (35), dessen Verhältnis zur Mannschaft in den vergangenen Tagen genauer beleuchtet wurde. Vor allem wegen der Torwart-Posse um den verletzten Manuel Neuer (36), aber auch aufgrund seines Verhaltens im Rahmen des Spiels gegen den VfL Bochum.

Der Druck vor dem ersten K.o.-Duell gegen PSG war dementsprechend groß – und Nagelsmann lieferte ab. Seine Taktik mit Dreierkette, mutigen Personalentscheidungen (Startelf ohne Müller) und sinnvollen Wechseln ging auf. Sehr zur Freude von Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46), der sich in den Katakomben des Prinzenparks demonstrativ vor seinen Trainer stellte. „Von außen wird viel hereingetragen. Aber die Mannschaft und der Trainer funktionieren sehr gut. Wir haben wirklich eine sehr, sehr gute Stimmung“, sagte Salihamidzic nach dem Spiel in die TV-Mikrofone und erklärte sichtlich angesäuert: „Der Trainer wird ständig infrage gestellt, obwohl er gar nicht infrage gestellt werden kann. Das finde ich komisch!“

Fürs Erste hat Nagelsmann seine Kritiker verstummen lassen, doch in drei Wochen steht das Rückspiel in München an. Zwar rühmte Kahn die Leistung der Mannschaft in seiner kurzen Bankett-Rede als „klug“ und „clever“, schärfte allerdings bereits die Sinne für das finale Duell: „Es ist kein Geheimnis, Spiele auf diesem Niveau werden nicht im Hinspiel entschieden.“

Zumal PSG dann mit einem entscheidenden Trumpf in die Allianz Arena kommt: 90 Minuten Kylian Mbappé (24). Dem Superstar reichte am Dienstag etwas mehr als eine halbe Stunde, um das Pariser Spiel zu beleben. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, was dieser absolute Ausnahmespieler auslöst, nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Mannschaft. Dann hat Paris wieder dran geglaubt“, warnte Kahn. Oder um es mit den Worten von Bayern-Patron Uli Hoeneß (71), der das Bankett von einer weißen Ledercouch aus verfolgte, auszudrücken: „Das waren zwei Mannschaften von Paris, eine ohne und eine mit Mbappé.“ Trainer Nagelsmann wählte für den Auftritt des Überschall-Angreifers den Begriff „Game Changer“.

Die Bayern werden – so weit möglich – auf die aktuell größte Attraktion im Weltfußball vorbereitet sein, um ihre gute Ausgangsposition für den Einzug ins Viertelfinale zu nutzen. „Wir sind auf jeden Fall besser dran als Paris. Aber es ist nicht so, dass wir die Beine hochlegen können“, sagte Nagelsmann.

Sieht auch Mbappé so. „Wir haben Vorteile, wir sind in der Lage, ihnen Probleme zu bereiten“, sagte der Stürmer dem Sender Canal+. Auch die Münchner Defensivschwächen gegen Ende der Partie blieben ihm nicht verborgen. „Wir haben gesehen, wenn wir offensiven Fußball nach vorne spielen können, dann fühlen sie sich nicht wohl. Also fahren wir dahin, um zu gewinnen und uns zu qualifizieren.“

Auch Nagelsmann gestand: „Wir müssen im Rückspiel so die letzten 20 Minuten wegnehmen, die Idee ein bisschen anpassen, dass wir nicht so eine halb-halb Position haben, entweder viel Druck oder gar kein Druck.“ Damit kennt er sich aus…

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