Jetzt ist die Liga fällig

von Redaktion

Bayern will Paris-Schwung in Titelkampf mitnehmen: „Müssen dranbleiben!“

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Joshua Kimmich ergriff das Wort noch in der Kabine des Pariser Prinzenparks, dabei wäre es dem Kapitän des FC Bayern – und all seinen Kollegen – durchaus vergönnt gewesen, den Moment einfach mal zu genießen. Das 1:0 in diesem Spiel, das drei Monate lang in den Köpfen schwirrte, war aus sportlicher wie binnenklimatischer Hinsicht ein Erfolg, das zuletzt manchmal doch angeknackst wirkende Selbstverständnis dieses Clubs wurde in den ersten 90 Minuten des Champions-League-Achtelfinales deutlich gestärkt. Und trotzdem wollte sich Kimmich der Euphorie nicht hingeben. Er richtete den Blick in nordöstliche Richtung. Um genau zu sein: nach Mönchengladbach.

Nur vier Tage und 400 Kilometer liegen zwischen Paris und der Rhein-Ruhr-Metropole – trotzdem sind es für das Team von Julian Nagelsmann Welten. Hier das schillernde Licht der Königsklasse, dort der Alltag in der heimischen Liga; es ist nicht immer leicht, den viel zitierten Schalter umzulegen. In der Führungsetage kam daher gut an, was Kimmich seinen Kollegen schon vor dem Weg zum nächtlichen „Get Together“ im Mannschaftshotel gesagt hatte. Auch Oliver Kahn nannte in seiner Ansprache das „Stichwort Kontinuität“ – und führte unmissverständlich aus: „In der Bundesliga geht’s richtig zur Sache, da sieht’s eng aus. Wir müssen jetzt dranbleiben!“

Es ist nichts Neues, dass auf Bankett-Reden nach großen Siegen zu Demut aufgerufen wird, auch der nächste Gegner war bei Karl-Heinz Rummenigge – Kahn feierte in Paris ja seine Premiere – stets Thema. Die Situation aber stellt sich heuer doch anders dar als bei den meisten der zehn Serien-Meisterschaften seit 2013. Gerade mal einen Zähler Vorsprung haben die Bayern vor dem Auswärtsspiel in Gladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr) vor Union Berlin, die Liga wittert ihre Chance, den Branchenprimus nach einem Jahrzehnt der Dauerdominanz zu stürzen. Kahn betonte: „Draußen warten sie, dass wir auch mal straucheln.“ Er stellte aber klar: „Den Gefallen wollen wir niemandem tun.“

Mit dem „Selbstvertrauen“ aus Paris tritt man die Reise in den Westen der Republik an. Wohl wissend, dass danach Union zum direkten Duell bittet. Anders als etwa im Vorjahr, als die Bayern beim Viertelfinal-Aus gegen den FC Villarreal in der Liga schon neun Punkte enteilt und so gut wie Meister waren, ist die Nagelsmann-Truppe heuer auch in den Wochen zwischen den Highlight-Spielen der Champions League gefordert. Dass Gladbach zudem jener Gegner war, der im Herbst die erste Ergebnis-Krise der Saison einläutete, ist auch jedem bewusst. Dem damals von Yann Sommer festgehaltenen 1:1 folgten ein 1:1 gegen Union, ein 2:2 gegen Stuttgart und schließlich ein 0:1 in Augsburg. Ähnliche Ergebnisse sollte man in der Rückrunde tunlichst vermeiden – sonst wird es in der Liga tatsächlich eng.

Auch so wartet ein hartes Stück Arbeit auf den FC Bayern, da ist sich selbst Uli Hoeneß sicher. Der Ehrenpräsident nämlich rechnet mit einem spannenden Titelrennen bis zum letzten Spieltag. „Es ist eng und es bleibt eng, ich gehe von einem Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Ende aus“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Vor allem mit Union rechnet der 71-Jährige, der betonte: „Die haben eine richtig gute und im Wortsinn starke Mannschaft zusammen, sind unglaublich schwer zu bespielen.“ Dass aber auch der BVB – aktuell drei Punkte hinter den Bayern – im Aufschwung ist, ist an der Säbener Straße niemandem entgangen.

Zum direkten Duell kommt es da allerdings erst am 1. April, oder anders gesagt: zehn Tage vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale.

Artikel 1 von 11