Meribel – Mikaela Shiffrin schlug die Hände vors Gesicht, dann sank sie – überwältigt von ihrem knappen Sieg – in den Schnee. Von der Aufregung um die plötzliche Trennung von ihrem Trainer Mike Day hatte sie sich allem Anschein nach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nur zwei Tage nach der Bekanntgabe fuhr sie in Meribel wie erwartet zu WM-Gold im Riesenslalom. „Unglaublich“, sagte sie – dann versagte der Ski-Königin die Stimme.
Shiffrin war die große Favoritin auf den Sieg gewesen – ihr Vorsprung war am Ende aber knapper als erwartet. Nur 0,12 Sekunden lag sie vor der neuen Kombinations-Weltmeisterin und Olympiazweiten Federica Brignone aus Italien. Die Bronzemedaille sicherte sich Ragnhild Mowinckel aus Norwegen (+0,22), 2018 bei Olympia Zweite im Riesenslalom und in der Abfahrt. Für Titelverteidigerin Lara Gut-Behrami aus der Schweiz reichte es diesmal nur zu Rang vier, für Olympiasiegerin Sara Hector aus Schweden nur zum 13. Platz.
Shiffrin, sagte ARD-Experte Felix Neureuther, habe „es extrem spannend gemacht. Cooles Rennen. Hut ab vor ihr. Mit der Vorgeschichte, mit dem Trainer. Für diese Frau gibt es keine Superlative“. Es scheint so: Nachdem sie in Meribel schon Silber im Super-G geholt hatte, war der Sieg im Riesenslalom der siebte und die Medaille die 13. bei einer WM. In der ewigen WM-Bestenliste liegt Shiffrin damit nun auf Rang zwei hinter der deutschen Legende Christl Cranz (15 Medaillen/12 Siege).
Die Trennung von ihrem Trainer blieb trotzdem ein Thema, dem Shiffrin nicht entkam. Reden wollte sie darüber aber zunächst nicht, aus dem US-Team kam der Hinweis auch an die übertragende ARD: keine Fragen dazu – sonst geht sie. Sie könne das verstehen, sagte die Ex-Rennläuferin Tina Weirather, bei Olympia 2018 Dritte im Super-G und nun Expertin für das Schweizer Fernsehen: „Aber es zeigt auch, dass sie halt doch nicht im Guten auseinandergegangen sind.“
Shiffrin hatte sich offenbar erst am Saisonende von ihrem Chefcoach trennen wollen, es ihm aber unüblicherweise wohl schon in den vergangenen Tagen mitgeteilt. Danach zog Day von sich aus sofort den Schlussstrich und reiste ab. Die Trennung kommt aber nicht nicht unerwartet: Shiffrins als resolut bekannte Mutter Eileen hat auch in allen sportlichen Belangen das letzte Wort.
Shiffrins Freund Aleksander Aamodt Kilde versuchte sich derweil an einer Erklärung für die Trennung. „Mike ist ein sehr guter Trainer, und es hat mit Mikaela super funktioniert“, sagte der Norweger, „aber ab und zu muss man ein bisschen was ändern. Vielleicht nur, um neue Motivation zu bekommen.“
Die deutschen Starterinnen spielten beim Riesenslalom am Donnerstag erwartungsgemäß nur eine Statistenrolle. Emma Aicher (Mahlstetten) belegte Rang 31. Rang. Jessica Hilzinger (Oberstdorf) und Kira Weile (Starnberg) waren bereits im ersten Lauf ausgeschieden. sid