München – Schockstarre in Giesing. Nach dem 0:3 gegen den SC Verl am Sonntag herrscht beim TSV 1860 weiter Ratlosigkeit, wie der immer tiefer werdenden Krise beizukommen ist.
Sportchef und Interimstrainer Günther Gorenzel kündigt von Woche zu Woche an, auf Einzelgespräche mit seinen Spielern zu setzen. An der Trainer-Front, Gorenzels zweiter Baustelle, gibt es weiter nichts entscheidend Neues. Wunschkandidat Achim Beierlorzer hängt noch immer bei RB Leipzig fest (wir berichteten). Dafür bringt sich ein alter Bekannter in Stellung: Manuel Baum.
Der 43-jährige Landshuter war in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“ zu Gast und stellte klar, er sei offen für einen Trainerjob an der Grünwalder Straße. „Wenn Sechzig sagt, ich soll helfen, dann bin ich natürlich bereit dafür“, sagte Baum und versah das unmissverständliche Angebot später mit dem Zusatz „jederzeit“.
Der ehemalige Bundesligacoach (FC Augsburg und Schalke 04) habe zu Sechzig eine enge Verbindung. „Mein Herz hängt an den Löwen, weil ich dort groß geworden bin.“
Keine schlechte Voraussetzung für ein Engagement bei 1860, wo man Stallgeruch besonders gern in der Nase hat. Dazu kommt, dass Baum auch auf der Kandidaten-Liste Gorenzels zu finden ist, die Ende letzter Woche publik wurde. Zumindest die Geschäftsführung wäre also einverstanden mit dem Ex-Keeper, der bis 2011 als Torwarttrainer im Verein aktiv war.
Doch in die Entscheidungsfindung sind eben noch bedeutende andere Parteien eingebunden. Besonders die Gesellschafterseite um Investor Hasan Ismaik konnte sich bisher nicht anfreunden mit Baum, ohne ihr Einverständnis wird es keinen neuen Trainer geben. Eine knifflige Situation, wie Baum selbst einräumt: „Das ist bei Traditionsvereinen oft das Problem, dass das Motiv von Einzelnen über dem Verein teilweise steht“, sagte er. Man wisse „nie, wer das Sagen hat: Der, der das Geld gibt, oder der, der 51 Prozent Anteile an der Gesellschaft hält? Da entsteht eine Pattsituation.“
Baum kennt den TSV gut, ist mit seinen Strukturen und den Problemen eng vertraut, die sich auch auf den sportlichen Erfolg auswirken. Baum dazu: „Wenn sich die Motivlagen in verschiedene Richtung verlagern, hat das definitiv auch Einfluss auf die Leistung der Mannschaft.“
Die könnte einen klaren Kurs raus aus dem Niemandsland der Tabelle gut gebrauchen. Einen genauen Grund für die Talfahrt seit dem Herbst kann kein Spieler benennen. Philipp Steinhart schlug nach der Verl-Pleite vor, einen Erfolg beim kommenden Spiel beim nächsten Abstiegskandidaten (Halle) „einfach irgendwie zu erzwingen“. Kollege und Kapitän Stefan Lex hofft auf einen neuen Trainer. „Der muss uns wieder auf Vordermann bringen, der muss wieder Energie freisetzen“, erklärte Lex bei MagentaSport.
Ob dieser Trainer wirklich Baum heißen könnte, stand bis Drucklegung dieser Ausgabe noch nicht fest. Dafür aber, dass keiner der Verantwortlichen ein Interesse daran haben kann, auch das vierte Spiel nach Köllner mit der Zwischenlösung namens Gorenzel an der Seitenlinie zu bestreiten. Dafür waren Leistung, Ergebnis und Punktausbeute der drei vergangenen Partien einfach zu mager.