Kleines Quiz: Wer in der Fußball-Bundesliga ist der mit seinem Verein bestplatzierte deutsche Stammtorhüter? Auflösung: Janis Blaswich. Keine Schande, ihn nicht zu kennen. Beim Tabellenfünften Leipzig amtiert er noch nicht so lange als Nummer eins und auch nur deswegen, weil Peter Gulacsi, der Ungar, sich das Kreuzband gerissen hat. Mit 31 Jahren erst ist Blaswich zum Bundesligaspieler geworden, zuvor war er in den Niederlanden tätig und in der 3. Liga. Aber das wird allmählich zum typischen Karriereweg für deutsche Torhüter: sich irgendwo die Spielpraxis zu holen und zu warten, dass sich was ergibt. Ein guter Keeper benötigt nicht nur Sprungkraft, sondern auch Sitzfleisch und ein stabiles Gemüt.
Andy Köpke, ehemaliger Nationaltorsteher und Ex-Bundestorwarttrainer, hat gerade einen pessimistischen Blick in die Zukunft seiner Zunft geworfen. Es komme wenig nach, wenn die Generation Ü 30, die im Fall von Platzhirsch Manuel Neuer eher eine U 40 ist, abtrete. Allenfalls Alex Nübel, aber da könne man sich auch nicht sicher sein. Aus den jetzigen Nachwuchsteams des DFB hinterlässt jedenfalls kein junger Mann den Eindruck, er könne einen Profikarrierestart hinlegen wie einst Eike Immel, der mit 17 erstmals (gegen die Bayern) im Bundesligator stand, wie Bodo Illgner, der mit 20 in die Nationalmannschaft vorstieß – oder wie Neuer, Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno, die bereits als 19-/20-Jährige breitbeinig forderten, eine Ära bestimmen zu wollen. Es würde jedoch auch an der Bereitschaft der Clubs fehlen, sich auf eine solche Lösung einzulassen.
Am 22. Spieltag werden inklusive Janis Blaswich acht deutsche Torhüter spielen – eine schillernde Figur unter ihnen, der man auch den Kasten der Nationalelf anvertrauen würde, ist allenfalls Kevin Trapp (Frankfurt). Die Mehrzahl der Clubs hat die Position derzeit mit ausländischen Fachkräften besetzt – aus der Schweiz, Dänemark, Tschechien, Belgien, Polen, Finnland, den Niederlanden. Die Bundesliga mit vielen guten deutschen Torwarttrainern stärkt den internationalen Markt.
Im Grunde passiert hier nichts anderes als auf diversen Feldspielerpositionen, die Talenten aus Frankreich und England anvertraut werden. Die Ausbildungs- und Vertrauenskrise hat die deutscheste aller Fußball-Bastionen erreicht.
Guenter.Klein@ovb.net