So bringt BMW Audi auf Touren

von Redaktion

Schlüsselstellen des Formel-1-Projekts sind mit Ex-Münchnern besetzt

München – Gerhard Berger (63) setzt sein lausbubenhaftes Grinsen auf, das ihn in seiner Zeit als Formel-1-Fahrer (zehn Siege für Ferrari, McLaren und Benetton) berühmt und berüchtigt gemacht hat. Der ehemalige BMW-Motorsportchef und DTM-Boss kennt den Konkurrenzkampf der deutschen Premiumhersteller nur zu gut. Deshalb muss er schmunzeln, als er von unserer These hört. „Audi: Vorsprung durch BMW? Da ist was dran.“

Gemeint ist der Formel-1-Einstieg der Ingolstädter in die Königsklasse des Automobils. 2026 werden sie mit eigenem Motor antreten. Dafür beteiligten sie sich schon jetzt beim Schweizer Sauber-Team mit 25 Prozent, mit Kaufoption auf 75 Prozent in drei Jahren. Berger: „Ich bewundere den Mut von Audi. Denn die Trauben in der Formel 1 hängen höher als sonst wo im Motorsport. Aber sie haben die richtigen Leute dafür.“

Was Berger meint: Audi hat nicht nur mit Sauber das ehemalige Formel-1-Team von BMW als Basis für den zukünftigen Erfolg gewählt – die Ingolstädter haben auch Ex-BMW-Ingenieure auf Führungspositionen gesetzt, um das ehrgeizige Projekt zum Erfolg zu führen. Andreas Seidl (46), Adam Baker (48) und Markus Duesmann (53) sind nur drei davon.

Seidl, eingefleischter Niederbayer, lernte als Motoringenieur bei BMW die Formel 1 von der Pike auf kennen. Zuerst mit Williams, schließlich bei Sauber, das derzeit in der Formel 1 noch als Alfa Romeo firmiert. Nach einem erfolgreichen Intermezzo bei Audis Konzernschwester Porsche war er drei Jahre Teamchef bei McLaren. Seit Januar ist er Statthalter von Audi als Geschäftsführer beim Schweizer Partnerteam und will schon in dieser Saison, die am nächsten Sonntag in Bahrain beginnt, Schwächen und Stärken von Sauber analysieren.

Baker (48), gebürtiger Aus-tralier und seit 2018 Deutscher, lernte ebenfalls bei BMW Formel 1. Heute ist der gute Freund von Seidl Projektleiter Formel 1 bei den vier Ringen. Duesmann schließlich war 2007 Leiter für Entwicklung bei BMW-Sauber-Team. Heute ist er CEO von Audi und gilt als treibende Kraft hinter dem Formel-1-Einstieg. Experten sind vom Erfolg des Projekts überzeugt. Ralf Schumacher (47), der in seiner Zeit bei BMW-Williams (2000 bis 2004, sechs Siege) eng mit Seidl zusammenarbeitete, erinnert sich in unserer Zeitung: „Das Problem, warum wir nie den Titel einfahren konnten, war Williams. Was BMW betrifft: Wir hatten damals den stärksten Motor. Daran lag es also nicht.“

Franz Tost (67), in der Williams-Zeit Logistikboss von BMW und heute Teamchef beim Red-Bull-Juniorteam Alpha Tauri, geht sogar noch einen Schritt weiter. Der Tiroler: „BMW ist 2009 zu früh aus der Formel 1 ausgestiegen. Sie hätten das Potenzial gehabt, Titel zu gewinnen. Man könnte sagen, das unvollendete Werk wird mit den gleichen Leuten jetzt bei Audi fertiggestellt.“

Ob das BMW freut, bleibt dahingestellt. Im Audi-Erfolgsfall würden sie zum Borussia Dormund des Motorsports werden. Die bilden auch Weltklasseleute aus, den Titel aber feiern meistens andere …

RALF BACH

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