München – Den beiden Sorgenkindern der vergangenen Wochen blieb im Spitzenspiel gegen Union Berlin nur die Ersatzbank: Leroy Sané und Serge Gnabry durften weite Teile des 3:0-Erfolgs nur als Zuschauer verfolgen – und das durfte durchaus als Denkzettel von Trainer Julian Nagelsmann an das Duo verstanden werden. Während Gnabry seit seinem Ausflug zur Fashion Week jegliches Engagement auf dem Platz vermissen lässt, glänzt Sané aktuell regelmäßig mit Verspätungen bei Trainingseinheiten und Bus-Abfahrten.
Die Konsequenz: Stattdessen durfte Thomas Müller nach der Demütigung von Gladbach, als er nach wenigen Minuten wieder vom Platz musste, so gut wie über die volle Distanz ran. Erst nach 87 Minuten wurde der Dauerbrenner ausgewechselt, um sich von den Fans stehende Ovationen abzuholen. Nach zwei Torvorlagen und unermüdlicher Laufarbeit war das auch verdient. „Ich war aktiv, war aber auch in der Bringschuld, nachdem ich das Ding in der vierten Minute liegen hab lassen“, gab er sich selbstkritisch. Trotzdem habe ihm der Abend Spaß gemacht: „Es war ein erster Schritt. Ich bin froh, dass wir den gegangen sind.“
Über seine Auswechslung vergangenes Wochenende sagt er kurz und knapp: „Dass es mir keinen Spaß gemacht hat, ist klar. Das hätte keinem Spieler Spaß gemacht.“ Doch gegen Union war alles anders. Vorstandschef Oliver Kahn schwärmte von Müller: „Er ist mit seiner Riesen-Erfahrung ein wichtiger Faktor, auch heute wieder. Er ist einer, der auch lautstark auf dem Platz führt oder die Mitspieler nach gelungenen Aktionen abklatscht.“
Das war aber nur ein Grund, weshalb sich Müller in der Startelf wiederfand. Trainer Nagelsmann erklärte vor Anpfiff seine Aufstellung bei DAZN: „Wir haben unter der Woche relativ viel in der Formation trainiert, um die Abläufe reinzukriegen. In dieser Phase, in der die Spiele nicht so reibungslos über die Bühne gehen, ist eine gewisse Achse wichtig, an der wollen wir auch in den nächsten Spielen festhalten. Thomas ist ein Teil davon.“
Das könnte bald auch für Sadio Mané gelten, der am Sonntag sein Comeback nach seiner Knie-Operation feierte. Mané, der in der Reha hörbar seine Deutsch-Kenntnisse verbessert hat, berichtete: „Ich habe Fußball vermisst. Mir geht’s wieder gut.“ Lob gab es von Sportvorstand Hasan Salihamidzic: „Sadio ist gut reingekommen und hat diese Frische reingebracht. Jeder Spieler in unseren Reihen kann in den nächsten Wochen sehr wichtig werden. Der gesunde Konkurrenzkampf ist immer wichtig. Man kann sich dadurch im Training Selbstvertrauen holen und den Platz erkämpfen.“ Das sieht Präsident Herbert Hainer ähnlich. „Wenn man sieht, was da von der Bank kommt – da können sich andere Vereine die Finger danach abschlecken“, frohlockte er.
Diese Aussage kann von den „Bankdrückern“ Gnabry und Sané immerhin als Lob verstanden werden. Mit Stammplätzen dürfte es dennoch eng werden. bok, hlr