Der Lohn für die Leiden

von Redaktion

Andreas Wellinger meldet sich mit WM-Silber zurück – und legt eine Goldene im Mixed nach

Planica – Andreas Wellinger sprang zu Gold und Silber, Schanzen-Queen Katharina Althaus triumphierte mit dem Team und im Mixed, Kombinierer Julian Schmid holte Doppel-Silber: Das deutsche Nordisch-Team hat am Wochenende im tief verschneiten Planica einen Medaillenregen ungeahnten Ausmaßes erlebt. Mit insgesamt acht Medaillen fällt die Bilanz schon zur Halbzeit der Titelkämpfe in Slowenien besser aus als nach der Heim-WM 2021 in Oberstdorf.

Den würdigen Schlusspunkt setzte am späten Sonntag Gold im Mixed-Wettbewerb der Skispringer. Schanzen-Queen Katharina Althaus und Karl Geiger schrieben dabei Geschichte: Für Althaus war es die dritte Goldmedaille in Planica, mit insgesamt sieben WM-Titeln hat sie in der Liste der erfolgreichsten Weitenjäger nur noch den Österreicher Thomas Morgenstern (achtmal Gold) vor sich. Geiger holte in seinem zehnten WM-Wettkampf die neunte Medaille.

Doch auch für Wellinger und Selina Freitag war der Mixed-Titel die Krönung eines perfekten Wochenendes. Der lange verletzte Wellinger hatte am Samstag völlig überraschend Silber im Einzel hinter dem Polen Piotr Zyla geholt. „Wahnsinn, und dann wird Karl auch noch Dritter“, sagte der Bayer. Freitag hatte an der Seite von Althaus, Anna Rupprecht und Luisa Görlich mit Team-Gold den Medaillensatz komplett gemacht.

Grund genug also für ein gemeinsames Bier am Abend im Teamhotel. „Wir feiern immer gemeinsam. Die Erfolge von Katha Althaus haben uns einen Push gegeben“, sagte Herren-Bundestrainer Stefan Horngacher: „Für uns hätte der Auftakt nicht besser laufen können.“ Nur 300 Meter von der Schanze entfernt sorgten auch die Kombinierer in der Loipe für Medaillen satt. Julian Schmid, künftiger Schwager von Althaus, holte erst am Samstag Silber im Einzel hinter Jarl Magnus Riiber, 24 Stunden später führte er dann auch das Mixed-Quartett auf den zweiten Platz (siehe Artikel unten).

Am meisten rührten die Erfolge von Andreas Wellinger. Mit einer Deutschland-Fahne um den Hals und einem Lausbuben-Lächeln stand er als Einzel-Vizeweltmeister auf dem Podest, nach all den Jahren der Schinderei kostete der Bayer jede Sekunde aus. „Es war zuletzt nicht immer einfach. Aber heute bin ich belohnt worden“, sagte der 27-Jährige nach seinen Silberflügen.

Nach seinem Kreuzbandriss im Juni 2019 hatte Wellinger ein tiefes Tal durchschritten: Für Olympia 2022 war er nicht nominiert worden, stand kein einziges Mal mehr auf dem Podest. „Ich habe in dieser Zeit brutal gekämpft“, sagt er im Rückblick. Erst zwei Wochen vor der WM platzte der Knoten, als er in Lake Placid seinen ersten Weltcupsieg seit fast sechs Jahren feierte. In Planica folgte nun die Krönung, Gold im Mixed am Sonntag war die willkommene Zugabe.

Am späten Abend stieß er in gemütlicher Runde mit dem WM-Dritten Karl Geiger an . „Ich habe in den letzten Jahren immer wieder einen auf den Sack gekriegt. Aber ich habe immer an mich geglaubt. Wenn ich das später sacken lasse, wird die Medaille sicher einen hohen Stellenwert haben“, sagte er.

Um ein Haar wäre Wellinger sogar als erster Deutscher seit Jens Weißflog 1989 Weltmeister von der Normalschanze geworden. Am Ende fehlten dem Bayern 1841 Tage nach seinem Olympiasieg 2018 nur 130 Zentimeter zum zweiten großen Einzel-Titel seiner Karriere. Gold ging wie vor zwei Jahren an den Polen Piotr Zyla, der nach dem ersten Durchgang noch auf Rang 13 gelegen hatte. Doch auch Silber war ein riesiger Erfolg. „Für Andi freut es mich wahnsinnig. Er hat eine lange Leidenszeit hinter sich“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Sogar der Österreicher Stefan Kraft, der im zweiten Durchgang von Platz eins auf vier zurückfiel, freute sich für den Deutschen. „Dem Andi vergönne ich es. Ich habe ihm in Lahti zweimal wehgetan“, sagt Kraft, der 2017 in Finnland auf beiden Schanzen Weltmeister geworden war – jeweils vor Wellinger.

Im Medaillenspiegel liegt Deutschland nach 13 von 24 Entscheidungen mit dreimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze auf Rang zwei hinter Norwegen (6-4-4). sid

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