München – Es war 17.29 Uhr am Sonntag, als der Himmel ankündigte, dass dieser Abend in Erinnerung bleiben sollte. Die Spieler des FC Bayern und die Gäste von Union Berlin betraten gerade den Rasen, als über der Allianz Arena ein Schneegestöber niederging, wie man es selten erlebt. Die Szene hätte gepasst, hätte der FC Bayern an diesem Abend die Tabellenführung für länger verloren – Stichwort: Weltuntergang. Doch die Münchner gewannen 3:0 (3:0) gegen Union Berlin – und die Großwetterlage beruhigte sich wieder.
„Wenn man gegen den Tabellenzweiten 3:0 gewinnt, ist das immer ein schöner Tag“, sagte Herbert Hainer, der „die 11. Meisterschaft in Folge“ als klares Ziel ausgab. Der Auftritt, den man schon als Zeichen an die Liga, vielmehr noch: als Machtdemonstration verstehen konnte, hatte nicht nur den Präsidenten verzückt. Auch Julian Nagelsmann lobte „die Art und Weise“ des Sieges: „Es geht darum, unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden.“ Die Deutlichkeit, in der Eric-Maxim Choupo-Moting (31.), Kingsley Coman (40.) und Jamal Musiala (45.+1) den FC Bayern schon vor dem Seitenwechsel zum sicheren Sieger gemacht hatten, war durchaus beeindruckend. Der Serien-Meister zog nicht nur an Dortmund vorbei und somit zurück an die Tabellenspitze, sondern landete den „Big Point“ gegen den direkten Konkurrenten. Das „Deutscher Meister wird nur der FCB“, das die Fans schon vor der Pause skandierten, passte zur Gemütslage.
„Dass wir auf Platz eins bleiben, war wichtig für alles. Für die Situation, fürs Selbstvertrauen“, sagte Oliver Kahn mit Blick auf den engen Meisterkampf. Nagelsmann allerdings hatte schon vor Anpfiff betont entspannt gewirkt – er vertraute der Elf, die er im Vergleich zum 2:3 in Mönchengladbach auf vier Positionen umgestellt hatte. Der gesperrte Dayot Upamecano wurde von Matthijs de Ligt ersetzt, zudem rotierten Daley Blind, Serge Gnabry und Ryan Gravenberch raus, dafür spielten Josip Stanisic, Coman und Musiala im Topspiel. Ihnen allen wurden die „perfekte Bühne“ (Kahn) geboten, sie sollten die Vokabel „Bayern-like“ mit Leben füllen. Und sie hatten Lust.
Tatsächlich führte die erste Berliner Unachtsamkeit direkt zum Gegentor. Ein Kimmich-Pass erreichte mit Glück Coman auf rechts, der wieder am Fünfmeterraum den Kopf von Choupo-Moting fand – 1:0. Vor dem 2:0 gewann de Ligt das entscheidende Kopfballduell, Müller leitete gedankenschnell weiter, Coman kam mit Tempo und der Ball war wieder drin. Noch deutlicher wurde es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als sich wiederum Coman den Ball schnappte, über Müller das Geburtstagskind Musiala anspielte – und der aus kurzer Distanz einschob. Alles, was sich Berlin – immerhin ab und an durch Gegenstöße in der Nähe von Yann Sommer – vorgenommen hatte, war nach 45 Minuten dahin. Und weil die Bayern danach nur ein bis zwei Gänge runterschalteten (unter anderem Müller vergab zwei Mal), blieb es dabei.
Union ist distanziert, aber die Saison bleibt „eine Herausforderung“, sagte Kahn. Er weiß aber auch: „Wenn es enger wird, trennt sich die Spreu vom Weizen.“ Ein paar Wolken sind weiter da – aber sicher: kein Schneesturm.