Boris Becker kommentiert als TV-Experte die Australian Open. Boris Becker macht Urlaub. Boris Becker lächelt im Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich der Berlinale. Wer das Leben des Ex-Tennisstars seit seiner vorzeitigen Knast-Entlassung nach 231 Tagen in Haft verfolgte, konnte durchaus zum Schluss kommen: Diesem Mann, der wegen eines Insolvenzvergehens zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, strahlt wieder die Sonne ins Gesicht.
Der 55-Jährige selbst scheint die Rückkehr ins Rampenlicht zu genießen. Im Gespräch mit der Financial Times fragte Becker jetzt rhetorisch: „Welche Lektion sollte ich denn gelernt haben? Dass ich mit meinem Geld vorsichtig sein muss? Ja. Sollte ich bessere Berater haben? Ja. Auf wen höre ich in meinen Matches, wenn ich im Tennis am besten bin? Ich höre auf mich selbst.“
Nur klappte das in der Vergangenheit nicht ganz so gut. Umso erstaunlicher ist es, wie Becker seine eigene finanzielle Expertise einschätzt. „Ich kann eigentlich ganz gut mit Zahlen umgehen, ob Sie es glauben oder nicht“, sagte der Leimener. Seine Gläubiger dürften das anders sehen.
Laut Bild sind in Beckers Schuldenberg immer noch die 37 Millionen Euro enthalten, die er seinem Ex-Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven schuldet. „Ich war nicht leichtsinnig“, sagt Becker über das verbrannte Geld. „Ich hatte gute Investitionen mit den Autohäusern, mit Immobilien. Ich war arm an Bargeld und reich an Vermögenswerten.“ Grund für die Verluste seien vor allem seine Scheidungen gewesen: 2018 von Lilly Becker (46) und 2001 von Barbara (56). Selbstkritik? Fehlanzeige! Trotz der offenen Forderungen will Becker noch dieses Jahr raus aus dem Ruin, er verdiene wieder gutes Geld. Die Marke Boris Becker sei „heiß wie schon lange nicht mehr“.
Auf der Berlinale stellte Becker eine neuen Dokumentation über ihn vor. Auf dem Internationalen Filmfestival in Berlin wurde die Premiere des ersten von zwei Teilen der Produktion „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ von Alex Gibney gezeigt, die später beim Streamingdienst Apple TV+ zu sehen sein soll. Oscar-Preisträger Gibney („Taxi zur Hölle“) schildert darin den sportlichen Aufstieg und Fall Beckers.
Boris Becker war von einem britischen Gericht in London verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens im Insolvenzverfahren verschwiegen hatte. Zuvor hatte er Schulden in Höhe von rund 59 Millionen Euro angehäuft – die er nicht mehr bedienen konnte. Während er sich in einem tränenreichen Interview bei Sat.1 direkt im Anschluss nach seiner Rückkehr in die Freiheit noch reumütig gab („Ich habe eine harte Lektion gelernt“), klingen seine neuesten Aussagen nicht mehr danach.