Hamburg – Auch wenn sie aktuell von einer Corona-Infektion geschwächt ist: An ihrem Tatendrang lässt Deutschlands Athletensprecherin Karla Borger keinen Zweifel, wenn es um Probleme für Frauen im Sport geht.
Equal Pay und Medienpräsenz, Schwangerschaft und Regelschmerzen: Sie nimmt in ihre Analyse viele Themen auf. Ja, der „Tanker hat sich in Bewegung gesetzt“, so Borger über die letzten Jahre. Und doch, das betont sie, seien Frauen gegenüber Männern weiterhin „prinzipiell benachteiligt“. Nicht nur, aber auch beim Geld.
Borger (Foto: dpa) sieht „keinen Grund, warum bei Frauen weniger Prämien als bei Männern gezahlt werden sollten“. Die Beachvolleyballerin gibt der Fußballerin Alexandra Popp, die noch immer eine weite Kluft bei der Bezahlung sieht, recht. Doch sie ist „der festen Überzeugung, dass das früher oder später komplett angepasst wird“.
Borger, die beim Thema Geld zwischen leistungsbezogenen Prämien vom Verband und Gehalt durch den Verein und Sponsoring unterscheidet, nennt Biathlon und Beachvolleyball als Positivbeispiele, da die Preisgelder dort „schon immer gleich waren“.
Für andere Bereiche hält sie im Streit um gleiche Bezahlung einen Streik als letztes Mittel für möglich. „Ich bin eher ein Freund davon, das anders zu klären“, sagt Borger: „Aber wenn es nicht anders gelingt und wenn nicht zugehört wird, dann wäre das eine Maßnahme für eine Eskalation, wenn man gar nicht weiterkommt.“
Borger wünscht sich „noch mehr Initiativen, um auf die vielen Themen aufmerksam zu machen“. Etwa auch die Beeinträchtigungen für Frauen durch Regelschmerzen. Skispringerin Anna Rupprecht, die kürzlich eine Enttabuisierung forderte, dürfe nicht allein bleiben. „In Spanien gibt es eine bestimmte Anzahl an Urlaubstagen für Regelschmerzen“, sagt Borger, „in Deutschland sind wir davon noch weit weg“.
Erschreckendes berichtet sie beim Thema Pille. Sportlerinnen würden die Anti-Baby-Pille „auch ohne Absprache mit ihrem Arzt einnehmen, um keine Blutungen im Wettkampf zu haben. Die Menstruation bleibt dann wegen Überbelastung weg.“ Eine Enttabuisierung des Themas sei wichtig, damit „auch junge Mädchen sehen: Ich bin damit nicht alleine.“
Großes Thema bleiben auch Schwangerschaften im Profisport. Angesichts der ungeklärten Fragen („Wie sieht es mit den Kaderplätzen aus? Bekommt man noch Förderung? Ist man einfach raus?“) ist die Vereinbarkeit von Sport und Familie weiterhinschwer lösbar. sid