Und der Triple-Traum lebt weiter

von Redaktion

Bayern kegelt Paris aus der Champions League und steht im Viertelfinale

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Manuel Neuer stand auf, Manuel Neuer setzte sich. Manuel Neuer brüllte, Manuel Neuer kaute Kaugummi, aber als letztes Gefühl blieb: grenzenlose Freude. Als Eric-Maxim Choupo-Moting gestern Abend in der 61. Minute zum 1:0 des FC Bayern gegen Paris St.-Germain traf, erlöste er sich selbst, den FC Bayern, 75 000 Zuschauer – und den verletzten Kapitän. Zum ersten Mal seit seinem Skiunfall war Neuer im Stadion und sah, wie sich der Rekordmeister nach dem 1:0 im Hinspiel im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals nach einem weiteren Treffer von Serge Gnabry (89.) mit 2:0 (0:0) durchsetzte. Vollkommen verdient steht der Rekordmeister in der Runde der besten Acht, der Traum vom Triple darf weiterleben.

Die Befreiung war auch Julian Nagelsmann anzusehen, der die Treffer gegen die Milliarden-Truppe wild gestikulierend bejubelte. Ja, man konnte die Last, die da abfiel, fast sehen – genau wie den Willen seiner Elf, es allen Kritikern zu zeigen: Schaut her, der FC Bayern ist da, wenn er muss! Zwar hatte man nach einem Patzer von Yann Sommer Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein. In der kurzweiligen Partie bei bester Stimmung aber ging der Sieg absolut in Ordnung. Am Ende sprach niemand über Kylian Mbappé.

„Der Druck ist so groß, dass man ihn gar nicht mehr spürt“, das hatte Oliver Kahn vor Anpfiff der Partie gesagt. Nagelsmann vertraute im bisher wichtigsten Spiel seiner Amtszeit der siegreichen Elf aus Stuttgart – und er hatte einen klaren Matchplan entwickelt. Nicht flach durch die dichte Abwehr, sondern mit klugen Chipbällen sollte sein Team agieren, um Schwung zu entwickeln. PSG stand mehr unter Druck, aber es ging viel um Taktik, vor allem in der ersten Viertelstunde. Die Gäste warteten auf die Möglichkeit, die eigene Schnelligkeit im Konter auszuspielen – und Bayern ließ Geduld walten, um das Zentrum zu überbrücken. Es gab sie immer wieder, die Szenen, in denen das Stadion raunte. Aber es gab nicht viele Torraumszenen. Die erste gehörte PSG und – natürlich – Mbappé, Sommer aber war zur Stelle (2.).

Die Gastgeber gingen bedacht zu Werke. Körperlich präsent, selbstbewusst im Zweikampf, aber doch mehr auf Sicherheit als auf Risiko bedacht. Obwohl Jamal Musiala teils genial agierte (32.), obwohl Joshua Kimmich starke Pässe spielte, Müller überall war und Leon Goretzka hart einstieg, blieben aus dem ersten Durchgang zwei Pariser Szenen im Kopf. In der 25. Minute stand Messi alleine, schloss ab – der Ball war heiß, ehe Sommer ihn unter sich begrub. Und 14 Minuten später hatten die Bayern echtes Dusel. Wäre der Ball von Vitinha im Tor gelandet, hätte Sommer sich den Gegentreffer ankreiden müssen. Weil de Ligt aber den Fauxpas des Keepers knapp vor der Linie egalisierte, tobte das ganze Stadion. 0:0 zur Pause, das passte.

Den besseren Start in Halbzeit zwei erwischten die Bayern. Ein Treffer von Choupo-Moting wurde vom VAR wegen Abseitsstellung von Müller aberkannt (bitter!), Nagelsmann war sauer. Er musste sich noch etwas gedulden, aber der Treffer kam. Müller eroberte die Kugel, Goretzka leitete weiter und Choupo-Moting schob ein. Sommer musste wach bleiben, parierte stark gegen Ramos. Dann traf auch noch Gnabry. Neuer war verzückt, wie alle – und freut sich auf den nächsten Königsklassen-Abend.

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