Maranello – Der Ferrari SF-23 wird in Bezug auf die Geschwindigkeit beispiellos sein!“ Mit diesen markigen Worten machte Ferrari-Geschäftsführer Benedetto Vigna den Formel-1-Fans Lust auf die Saison. Nach nur einem Rennen ist klar. Der Ferrari ist nicht nur langsam, sondern auch unzuverlässig. Beim Auftaktsieg von Max Verstappen (Red Bull) in Bahrain schied Charles Leclerc mit Elektronikproblemen aus, Carlos Sainz wurde mit fast 50 Sekunden Rückstand Vierter. In der Ferrari–Zentrale in Maranello ist die Stimmung nun gereizt.
Leclerc soll laut „Gazzetta dello Sport“ nach der Heimkehr aus Bahrain um ein Treffen mit Präsident John Elkann gebeten haben. Der Vertrag des Monegassen läuft Ende 2024 aus, immer wieder wurde vom Interesse von Mercedes gesprochen. Noch will sich Leclerc laut „Gazzetta“ damit nicht befassen – die Alarmglocken bei den Roten schrillen dennoch. Denn in der Woche nach dem Auftakt-Desaster verließ überraschend nach zehn Jahren der frühere Aerodynamik- und Technik-Chef David Sanchez das Team. Damit hat Teamchef Frederic Vasseur, der im Winter Mattia Binotto beerbte, ein weiteres Problem: Genau auf diesem Sektor muss gearbeitet werden, der SF-23 hat einen zu starken Reifenabbau. Einzige Hoffnung der Scuderia: Beim nächsten Rennen in Saudi-Arabien (Sonntag) werden die Hinterreifen nicht so stark belastet und die langen Geraden könnten dem Design des Ferrari etwas mehr entgegenkommen.
Wie Sanchez, der mit McLaren in Verbindung gebracht wird, scheinen auch andere langjährige Ferrari-Mitarbeiter in den letzten Monaten den Markt sondiert zu haben. Sie waren nach Binottos Abgang verunsichert. Strategiechef Inaki Rueda wurde unterdessen auf eine andere Stelle im Unternehmen zurückgestuft und wird möglicherweise nicht bleiben. Manager Gino Rosato hat die Scuderia Ende Februar verlassen – genau wie Jonathan Giacobazzi, der seit fünf Jahren nicht nur als Executive Race Manager arbeitete, sondern sogar als Teamchef gehandelt wurde. Diesen Posten übernahm dann Vasseur – und der Franzose will sich trotz des Fiaskos nicht entmutigen lassen. Die WM sei noch lange nicht abgeschrieben, man müsse das Rennen jetzt „richtig analysieren und eine stärkere Reaktion zeigen“. Fragt sich nur, wer ihm in Maranello dabei hilft. kh