München – Auf der Suche nach der passenden Antwort auf den Transfer-Wahnsinn setzt der FC Bayern, mal wieder, auf die Nachwuchsförderung. Nachdem der Campus 2017 eröffnet wurde und Jamal Musiala (20), Alphonso Davies (22) und Josip Stanisic (22) über die Talentschmiede den Sprung zu den Profis schafften, soll künftig auch international vermehrt nach Talenten gesucht werden. Allen voran in Los Angeles und den USA. Die Bayern und der Los Angeles Football Club haben dafür ein Joint Venture (Red&Gold Football) mit Sitz in München gegründet.
„Wir sehen in der Partnerschaft mit LAFC eine Chance, den FC Bayern im sportlichen Wettbewerb mit den besten Vereinen Europas und der Bundesliga zu stärken“, erklärt CEO Oliver Kahn. Sportvorstand Hasan Salihamidzic ist überzeugt, dass die Münchner dadurch die Chance haben, „Talente international im eigenen System zu entwickeln. Auch unser Campus wird profitieren. Unseren dort geförderten jungen Spielern können wir künftig einen noch besser auf sie zugeschnittenen Ausbildungsweg und somit einen besseren Übergang in unsere Profimannschaften und den Profifußball bieten.“
Darüber hinaus verhandeln die Verantwortlichen derzeit mit Uruguay-Klub Atletico River Plate aus Montevideo über die nächste Partnerschaft. In den vergangenen Monaten lockten die Bayern wieder vermehrt ausländische Talente wie Matteo Perez Vinlöf (17/Schweden), Gabriel Gonzalez (15/Schweiz), Javier Fernandez Gonzalez (16/Spanien) und Hyun-ju Lee (20/Südkorea) nach München.
Bleibt die Frage: Bleiben Talente aus Deutschland dadurch auf der Strecke? Fakt ist: Mit Paul Wanner (17) und Arijon Ibrahimovic (17) schnuppern zwei derzeit weitere deutsche Talente Profi-Luft bei den Bayern. Beim DFB dürfte sich die Freude über die Münchner Expansionspläne im Nachwuchsbereich in Grenzen halten. Immerhin hat der Verband in den nächsten Jahren massiv mit einem Talente-Mangel in Deutschland zu kämpfen. In der Frankfurter Fußball-Zentrale gilt das Credo: Der DFB ist eine Fortbildungsinstanz, Ausbildung müssen die Clubs betreiben.
Bayern-Vorstandschef Kahn muss demnach einen schwierigen Spagat bewältigen: Einerseits soll er gewährleisten, dass der FC Bayern in den nächsten Jahren sportlich mit den reichen Klubs aus Manchester oder Paris mithalten kann, andererseits ist er als Mitglied der DFB-Taskforce auch mitverantwortlich, dass der deutsche Nachwuchs in den nächsten Jahren wieder Top-Niveau erreicht.
Aktuell blickt der ehemalige Weltklasse-Torhüter aber mehr über den großen Teich als vor die eigene Haustüre. „Dass die Fußball-WM 2026 zu großen Teilen in den USA stattfindet, wo wir bereits mit einem Büro in New York vertreten sind, macht den Standort Los Angeles zusätzlich attraktiv. Ich erwarte einen Qualitäts- und Nachwuchsschub in der Major League Soccer, der sich positiv auf unsere Partnerschaft auswirkt“, prophezeit der Titan.