München – Der EHC München startet diesen Mittwoch (19.30 Uhr) gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven ins Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Mit dabei: Andreas Eder, 26, dessen Karriere einen besonderen Verlauf genommen hat: Er war das Vorzeigetalent der Münchner, verließ den Club zwischendurch aber, um in eine größere Rolle hineinzuwachsen. Seit dieser Saison ist er zurück – und erfolgreich.
Reisen wir zurück ins Jahr 2016. Der EHC wurde erstmals Deutscher Meister, es gab einen Empfang im Rathaus, Sie haben sich mit Ihrem jüngeren Bruder Tobias ins Goldene Buch der Stadt eingetragen, da waren Sie gerade 20, hatten zum Kader gehört, aber noch keinen Playoff-Einsatz. Kam da schon ein Meister-Gefühl auf? Oder 2017 und 18, bei den weiteren Titelgewinnen?
Bei den drei Meisterschaften waren wir ein gewisser Teil, aber nicht so, dass du gesagt hättest, du fühlst dich so, als hättest du hundertprozentig dazu beigetragen. Wir haben uns natürlich gefreut und mitgefeiert – aber jetzt, wenn es so kommt, dass wir gewinnen, wäre es die erste Meisterschaft, zu der ich richtig beitragen kann. Ich hoffe, ich kann viel dafür tun.
Ganz früh in Ihrer Karriere waren Sie Deutscher Schülermeister mit dem EC Bad Tölz. Gewonnen ist gewonnen – von den Emotionen vergleichbar?
Jein. Damals habe ich nicht davon zu träumen gewagt, einmal in einer DEL-Kabine zu sitzen und über eine Meisterschaft zu sprechen. Jetzt ist es unser Beruf und noch mal was ganz anderes.
Sie spielten von 2019 bis 22 für Nürnberg und Straubing, Ihr Bruder Tobias in Düsseldorf. Sie sind seit dieser Saison zurück beim EHC. Voriges Jahr in Straubing kamen Sie auf 17 Tore und 24 Vorlagen, die Bilanz in München lautet 17 plus 25 – aber halt in einer Mannschaft mit vier vollwertigen Reihen. Ihr Resümee?
Meine Eiszeit ist vom Schnitt her in etwa gleichgeblieben. Die Scorerpunkte sind nicht das, woran ich am Ende des Tages meine Leistung messe. Es ist schön, wenn man der Mannschaft mit Toren und Vorlagen hilft. Die Erfahrung, die ich in Straubing sammeln durfte, hat mir sicher geholfen, das zu tun. Dass unser Kader in München tiefer und ausgeglichener ist, dürfte kein Geheimnis sein.
Was sind die Kriterien, nach denen Sie sich bewerten?
Gegen Ende der Hauptrunde habe ich öfter Mittelstürmer gespielt als zuvor, da hilft es, wenn man ab und an ein Bully und seine Zweikämpfe gewinnt und die Scheibe aufs Tor bringt. Manchmal schießt man perfekt – und der Torwart hält ihn trotzdem. An Zahlen kann man es also nicht immer messen. Und wenn: Wie viele Chancen kreieren wir, wie viele geben wir ab, wie viel Zeit spielen wir beim Gegner in der Zone, wie weil hinten in unserer? Es ist mehr so ein Gefühlsding. Punkte sind nicht alles.
Spüren Sie eine Meisterreife in der Mannschaft?
Definitiv. Wir haben alles, was es braucht. Ein unheimlich starkes Torhüter-Duo, unsere Verteidiger sind mit die Besten der Liga, und wir haben vier ausgeglichene Angriffsreihen, von denen jede ein Spiel entscheiden kann.
Gerade hat Patrick Reimer in Nürnberg mit 40 Jahren seine Karriere beendet. Ein großer Spieler, der aber nie Meister wurde. Es heißt, einen Titel in der Vita stehen zu haben, sei Eishockey-Leuten schon wichtig, damit sie, wenn sie sich später in geselliger Runde treffen, darauf verweisen können.
Glaube ich nicht, dass das unter Spielern eine Rolle spielt. Aber solange du spielst, ist das der Grund, warum du aufstehst und zur Arbeit gehst. Um das letzte Spiel der Saison zu gewinnen, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass du Meister wirst. Und man arbeitet zehn Monate drauf hin. Dafür will man sich belohnen.
Wie sehen Sie Bremerhaven?
Eine sehr gute Mannschaft, vor allem die Angriffsreihe mit Urbas, Verlic und Jeglic. Ihre Verteidiger agieren sehr strukturiert und halten das Ganze einfach, was es wiederum den Stürmern erleichtert, offensiv zu spielen. Und Sie haben einen meiner Meinung nach sehr guten Torhüter.
Maxi Franzreb, gebürtiger Tölzer, er stammt aus der gleichen Gegend wie Sie.
Ganz am Anfang habe ich mit Miesbach oft gegen Tölz mit ihm gespielt, dann ist er nach Hamburg gegangen, und wir haben uns bei der Nationalmannschaft wieder getroffen. Ich hoffe, dass ich ihm das eine oder andere Ding reinhauen kann in der Serie.
Noch ein Name bei Bremerhaven: Jake Virtanen, der kürzlich verpflichtet wurde und relativ frische NHL-Erfahrung mitbringt. Wohl kein einfacher Mensch, aber als Spieler jemand mit hoher Reputation.
Ich habe gegen ihn bei der U18-WM (2014, d. Red.) gespielt, da war er einer der Besseren im gesamten Turnier. Eine gute Verpflichtung, er kann Bremerhaven sicher helfen.
Interview: Günter Klein