Soldeu/München – Kira Weidle stand mit gesenktem Kopf am Pistenrand und diskutierte ihr jüngstes Malheur mit dem herbeigeeilten Alpinchef Wolfgang Maier. Helfer hatten die Starnbergerin aus dem Sicherheitsnetz befreit, in dem ihre durchwachsene Saison gerade zu Ende gegangen war. Zwei Podestplätze, fünf weitere Platzierungen unter den ersten Zehn, nichts geholt bei der WM – und am Ende beim Weltcup-Finale in Andorra ein Sturz im Super G. „Sehr ärgerlich“, sagte Weidle, „mal wieder.“
Weidle ärgerte sich über sich selbst, weil ihr zum wiederholten Mal in diesem Winter ein schwerwiegender Patzer unterlaufen war. „Warum immer solche blöden Fehler im Rennen passieren, ist schon etwas, wo man sich Gedanken machen muss“, sagte sie, versicherte aber trotzig, sie werde „mit neuer Stärke“ in der neuen Saison zurückkommen. An den Uraub dacht sie zunächst nicht: „Jetzt heißt es erst mal im Sommer noch härter an den Schwächen zu arbeiten.“ Es gibt viel zu tun.
Für Andreas Sander dagegen könnte die Saison gerne noch weitergehen. Nach Rang drei am Vortag hinter dem Österreicher Vincent Kriechmayr sowie seinem Teamkollegen Romed Baumann verpasste der Westfale einen weiteren Coup, zeigte aber erneut eine starke Leistung und kam mit nur 0,25 Sekunden Rückstand auf das Podest auf Rang sechs. „Das nehme ich auf jeden Fall mit“, sagte Sander, „vielleicht kann ich ja den Flow mitnehmen ins nächste Jahr.“
Mit seinem „mega“ Saisonabschluss war der 33-Jährige auf jeden Fall „happy – das macht Lust auf mehr“. Tatsächlich beendete Sander den Weltcup-Winter als so überraschender wie auch hervorragender Vierter in der Super-G-Wertung – vor ihm lagen nur die großen Drei: Überflieger Marco Odermatt aus der Schweiz, Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen und Vincent Kriechmayr aus Österreich. „Da bin ich“, sagte er zu dieser Rangliste, „extrem stolz drauf.“
In einer Liga für sich fährt auch beim Finale Marco Odermatt. Der 25-Jährige gewann den letzten Super-G der Saison, es war sein zwölfter Sieg insgesamt und der sechste in der zweitschnellsten alpinen Disziplin – letzteres ist jetzt schon ein Rekord. Im Gesamtweltcup hat der Titelverteidiger nunmehr 1942 Punkte, dort winkt der nächste Meilenstein: Im Riesenslalom am Samstag (8.45 Uhr, Eurosport) kann er die Bestmarke von 2000 Punkten der österreichers Ikone Hermann Maier aus der Saison 1999/2000 überbieten.
Schon mit einem dritten Rang käme Olympiasieger und Doppel-Weltmeister Odermatt auf 2002 Punkte, bei einem weiteren Sieg zöge er mit Maier und Ingemar Stenmark aus Schweden in noch einer anderen Wertung gleich: Beide waren jeweils auf 13 erste Plätze in einem Winter gekommen. Odermatt hatte vor dem Finale bereits als Sieger im Gesamt-, im Super-G- und im Riesenslalom-Weltcup festgestanden. Offen ist bei den Männern nur noch der Gesamtsieg im Slalom am Sonntag.
Die Schweizer hatten nach den letzten Super-G-Rennen noch einen Grund zu Freude: Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami sicherte sich mit ihrem dritten Saisonsieg die letzte noch zu vergebende Kristallkugel bei den Frauen. Es ist ihre vierte in dieser Disziplin, nur Katja Seizinger und Lindsey Vonn (USA) liegen mit fünf da vor ihr. sid