München – Ein Rechenschieber wird an diesem Samstag nicht benötigt, die Ausgangslage vor dem Spitzenspiel zwischen den Frauen des FC Bayern und dem VfL Wolfsburg (17:55 Uhr/live in der ARD) ist eindeutig. Zwei Punkte liegen die Bayern hinter dem VfL, mit einem Sieg würden sie die Tabellenspitze übernehmen und hätten im Saisonendspurt allerbeste Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen. Die beiden Schwergewichte des deutschen Frauenfußballs sind in starker Form, die Bayern-Frauen gewannen ihr Hinspiel im Viertelfinale der Champions League am Dienstag mit 1:0 gegen Arsenal, Wolfsburg siegte einen Tag später bei Paris Saint-Germain mit dem gleichen Ergebnis.
„Natürlich sind gerade das die Spiele, in denen wir abliefern müssen. Wir haben bewiesen, dass wir das können“, sagte Sydney Lohmann: „Am Samstag wird es in erster Linie darauf ankommen, wer in den Zweikämpfen da ist und die Nervosität im Griff hat. Hier haben wir aus dem Hinspiel in Wolfsburg unsere Lehren gezogen. Uns ist absolut bewusst, dass wir hier einen großen Schritt in Richtung Meistertitel machen können und das muss man an unserem Spiel klar sehen.“
Im Oktober verloren die Bayern-Frauen in Wolfsburg mit 1:2, in der Schlussphase wäre ihnen fast noch der Ausgleich gelungen. „Im Hinspiel haben wir in der ersten Halbzeit komplett vergessen, Fußball zu spielen. Wenn wir jetzt von Anfang an so spielen, wie wir es damals in der zweiten Halbzeit getan haben, ist auf jeden Fall mehr drin“, meint Lea Schüller.
Angesichts der enorm spannenden Ausgangslage ist das Fan-Interesse riesig. Die etwas mehr als 2500 Tickets für das Stadion auf dem Bayern-Campus waren in weniger als einer halben Stunde vergriffen, sicherlich hätten deutlich mehr Karten verkauft werden können. Der organisatorische Aufwand, innerhalb von fünf Tagen ein zweites Mal in der Allianz Arena zu spielen, war aber offenbar zu groß. „Wir müssen planen, mit der ganzen Stadiontechnik“, erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer, warum die Frauen bisher nur in der Champions League im großen Stadion spielen. Angesichts der 20 000 Fans, die die Mannschaft am Dienstag unterstützten, wollte Hainer aber nicht ausschließen, dass künftig mehr Spiele auf die große Bühne verlegt werden. „Aber auf der anderen Seite wollen wir den Frauen schon das Gefühl geben, dass der Campus ihre Heimat ist“, sagte der Bayern-Chef.
Die Mannschaft wäre einem weiteren Auftritt in der Arena wohl nicht abgeneigt gewesen. „Klar, irgendwann wollen wir solche Spiele auch dort spielen. Trotzdem ist der Campus unser Zuhause, da fühlen wir uns wohl und sind gut gewappnet für den Gegner. Das hat auch seine Vorteile, weil wir uns dort sehr gut auskennen“, sagt Torhüterin Mala Grohs.
Unabhängig von der Stadionfrage wollen die Bayern-Frauen den Heimvorteil nutzen, um die Wolfsburgerinnen von ihrem Thron zu stürzen. „Weil wir es in den richtigen Momenten schaffen, zuzupacken“, antwortete Sportdirektorin Bianca Rech zuletzt auf einem DAZN-Event auf die Frage, warum der FC Bayern Deutscher Meister wird. Voraussichtliche Aufstellungen: FC Bayern: Grohs – Rall, Viggosdottir, Kumagai, Hansen – Stanway, Zadrazil – Lohmann, Magull, Bühl – Schüller. – VfL Wolfsburg: Frohms – Hendrich, Hegering, Janssen, Rauch – Oberdorf, Lattwein – Brand, Huth, Popp – Pajor.