Ein Tor, das die Pinguins schmerzt

von Redaktion

Das Eishockey-Momentum schlägt sich im fünften Viertelfinale auf Münchens Seite

VON GÜNTER KLEIN

München – Patrick Hager war begeistert. Von der Situation, die sich ergab, und von dem, was er daraus machte. Er wirkte auch angetan von sich selbst, von seiner Schnelligkeit, seinem Durchsetzungsvermögen und seiner Beharrlichkeit, aus spitzem Winkel noch einen platzierten Nachschuss anzubringen. Hagers Lippen formten ein O, nachdem er das 2:0 erwirkt hatte, mit vollem Schwung warf er sich gegen die Plexiglasumrandung, sodass diese eine kleine Welle machte.

Das war eine Schlüsselszene im fünften Viertelfinalspiel zwischen EHC München und Fischtown Pinguins Bremerhaven am Freitagabend. Kapitän Hager kam in der 29. Minute, als das Spiel noch eng war, von der Strafbank, lief direkt hinein in einen 40-Meter-Pass von Verteidiger Maxi Daubner und vollendete seinen Break mit dem 2:0. Es ist das viel zitierte „Momentum“, das man in den Eishockey-Playoffs braucht. Dem EHC München half es, 4:0 (1:0, 3:0, 0:0) zu gewinnen und in der Best-of-Seven-Serie mit 3:2 in Führung zu gehen. Am Sonntag (15 Uhr, Magentasport) in Bremerhaven kann Hauptrundensieger München sich fürs Halbfinale qualifizieren. Falls nicht, gibt es am Dienstag ein entscheidendes siebtes Spiel in München.

Der EHC ist aus einem 0:2-Rückstand in der Serie herausgekommen, er hat sich gefangen. Und den Gegner gebrochen? Das wird man in den Playoffs nie sagen, doch es ist sichtbar, dass es den Pinguins aus Norddeutschland nicht mehr gelingt, ihr Defensivkonzept, das in drei der bisherigen vier Partien funktioniert hatte, aufs Eis zu bringen. „Jeder weiß, wo er zu stehen hat“, erklärte Bremerhavens Verteidiger Moritz Wirth die Kompaktheit seines Teams, mit der München die Schusswege versperrt werden sollten, „und dann versuchen wir, so schnell wie möglich in die neutrale Zone zu spielen.“ Doch nach dem 0:1-Rückstand (Ehliz im Powerplay, 18. Minute) musste Bremerhaven aufmachen, das veränderte die Charakteristik des Spiels – und so waren es die Münchner, die immer wieder zu Kontermöglichkeiten kamen. Hagers 2:0 war ein Tor, das tiefen Eindruck hinterließ bei Fischtown. Zum Ende des zweiten Drittels entglitt den Pinguins das Spiel: Ben Street (39.) und Ben Smith (4,6 Sekunden vor der Sirene) bauten Münchens Führung aufs beruhigende 4:0 aus.

Bemerkenswert war das 1:0 gewesen – eine Kombination in Überzahl, mit der der EHC schon am Sonntag im dritten Spiel erfolgreich gewesen war. Eine Art Tiki-Taka on Ice – Bremerhaven kam beim besten Willen nicht mit. Eine Szene, die deutlich machte, dass die größeren Möglichkeiten bei den Münchnern liegen.

Die spielen nun befreiter und hatten keine Probleme, im letzten Drittel auch einige Momente in Unterzahl herunterzuspielen. Andy Eder donnerte den Puck aus dem Handgelenk noch an den Pfosten (56.), Torhüter Niederberger rettete mit einer Parade (59.) seinen Shutout.

Nicht im Münchner Eisstadion war am Freitagabend einer, der sonst gerne seine Aufwartung macht, wenn es der Kalender zulässt: Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Am Donnerstag hatte er noch nach einer Eintrittskarte gefragt, dann kam was dazwischen.

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