München – Es waren gerade einmal zehn Sekunden gespielt im dritten Viertelfinale, da ahnte wohl so ziemlich jeder im Olympia-Eisstadion, dass sich die Dinge in diesem Duell zwischen dem EHC Red Bull München und den Pinguins Bremerhaven nun verändern würden. Chris DeSousa war nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder da und der Kanadier führte sich mit zwei krachenden Checks in seine Playoffs ein. „Ich war extrem motiviert für dieses Spiel“, sagte er.
Und die Sache verfehlte ihre Wirkung ja auch nicht. Mit DeSousa rauschten die Münchner zu vier Siegen. Am Freitagabend geht es schon einmal im Halbfinale weiter. Um 19 Uhr (noch wenige Restkarten erhältlich) noch stellen sich dann die Grizzlys Wolfsburg am Oberwiesenfeld vor. Chris DeSousas Ex-Club, „ein besonderes Spiel“, wie er sagt, doch: „Wir wollen ins Finale, wir wollen das große Ding.“
Genau für diese Momente haben ihn die Münchner im vergangenen Sommer geholt. Weil der 31-Jährige einer der Spielertypen ist, die für die heiße Zeit der Saison wie gemacht sind.
Früher in Kanada sah das bei ihm zugegebenermaßen noch ein bisschen extremer aus. DeSousa war der Mann fürs Grobe. Nicht von ungefähr schwärmte er als Jugendlicher für Tie Domi, der in der NHL vor allem durch seine 333 Faustkämpfe auffällig wurde. Domis Trikotnummer 28 hat er sich bewahrt. In München drehte er die Zahlen einfach zur 82 um. Die Kämpfe freilich hat Desousa in Europa reduziert. Spätestens seit dem Zwischenfall in der österreichischen EBEL, als er einen pöbelnden kroatischen Gegenspieler in der Interviewzone handfest zur Ordnung rief. Seinem Spiel hat es nicht geschadet, der Mann mit den portugiesischen Wurzeln wird nun vor allem als effizienter Torjäger auffällig. Auch gegen Bremerhaven war Desousa in allen vier Einsätzen an Toren beteiligt.
Was nicht heißt, dass er nicht auch hinlangen würde. Bei seinem Comeback gegen Bremerhaven etwa gab er einem Gegenspieler noch eine schlagkräftige Erinnerung mit. Auch das sind die Playoffs, wie er sagt, auch so bleibt eine Serie auch in den zähen Momenten in Spiel vier oder fünf heiß. In die Köpfe der Gegner zu kommen, „ist in dieser Zeit zu 100 Prozent ein Teil des Spiels“.
Vielleicht ist er damit ja genau das „Puzzlestück“, das Manager Christian Winkler bei der Finalniederlage im Vorjahr vermisste. DeSousa hätte naturgemäß nichts dagegen. Acht Siege fehlen ihm und den Münchnern noch zum ganz großen Glück – es geht um seine erste Trophäe nach dem Triumph mit dem HC Bozen in der multinationalen EBEL.
Und es würde ihn vermutlich seinem Wunsch näher bringen, mit München eine dauerhaftere Heimat zu haben. Denn bislang hat der lebenslustige Kanadier seit seinem Wechsel nach Europa 2017 eher das Leben des Wandervogels gepflegt. Sieben Vereine aus fünf Ländern (Italien, Österreich, Finnland, Schweden, Deutschland) hat er seither in der Vita stehen. „Ich wollte in Europa die Leiter hochsteigen“, sagte er, „in bessere Ligen, bessere Vereine.“ Doch nun, im sechsten Jahr im alten Kontinent, hat er einen Verein und eine Stadt gefunden, an dem er und seine Freundin sich heimisch fühlen – Dalmatiner-Hündin Leila inklusive. „Hier würde ich gerne solange bleiben, wie es irgendwie möglich ist“, sagte er.
Was es dazu braucht, weiß er nur zu genau. Er wird voranmarschieren und notfalls auch härter hinlangen – so wie gegen Bremerhaven.